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Mit Gott das Weite suchen

Jugendwallfahrt nach Gut Glüsig und Magdeburg

Glüsig (kt). Ein neuer Ort für die Jugendwallfahrt des Bistums: Gut Glüsig. 100 Jugendliche zelten hier für eine Nacht, versammeln sich in Gesprächsrunden, bemalen Flip-Flops, feiern Vigil, singen am Lagerfeuer. Ihr Thema: Mit Gott das Weite suchen.

Die Wallfahrer beschäftigen sich in Workshops mit dem Thema

Einen Monat lang versteckten sich Zenaida und Enaida Malu auf einem Schiff. Sie suchten das Weite, mussten fort aus ihrer Heimat Guinea-Bissau. Ihr Vater hatte den heute 18 und 17 Jahre alten Mädchen, ihrer Mutter und den vier jüngeren Geschwistern einen illegalen Platz auf dem Schiff besorgt. Ein Monat, in dem Essen Glückssache war. Ein Monat ohne ein Bett und ohne zu wissen, was kommt. Ein Monat voller Angst.

Vier Jahre später erzählen Zenaida und Enaida in Gut Glüsig ihre Geschichte. Kein Wort Deutsch konnten sie, als sie damals in Düsseldorf ankamen. Jetzt sprudeln die Sätze heraus. "Am Anfang wollten wir nur wieder zurück", erzählt Zenaida, die Ältere. "Aber jetzt tun wir alles dafür, in Deutschland bleiben zu können." Zenaida macht ihren Realschulabschluss und will Krankenschwester werden. Ihre Schwester träumt von einer Karriere im Fernsehen. Sie leben jetzt in Stendal im Asylbewerberheim. Die Familie besitzt nur einen Duldungsstatus. Die Angst vor einer Abschiebung ist immer präsent.

Zenaida und Enaida haben gezwungenermaßen das Weite gesucht. Nach ihnen erzählten Ludwig Salzmann und Rebekka Trümper von ihrem Aufbruch in die Welt. Sie gingen freiwillig,nach Indien und nach Rumänien, wollten helfen. Der eine als Lehrer an einer Missionsschule, die andere auf einer Palliativstation und in einer Suppenküche.

Gut Glüsig war zum ersten Mal Ziel einer Jugendwallfahrt des Bistums. Der Zuspruch war schlechter als in den Jahren zuvor auf der Huysburg, aber die Gespräche umso intensiver. "Du führst uns hinaus ins Weite, öffnest weit den Horizont", sangen die Jugendlichen bei der Vigilfeier. Am nächsten Morgen fuhren sie mit Fahrrädern und Autos nach Magdeburg, um mit Bischof Gerhard Feige am 875. Todestag des Patrons des Bistums, des heiligen Norbert, einen Festgottesdienst zu feiern (siehe oben). Der Leitgedanke der Wallfahrt findet sich im Lebensweg des Heiligen wieder: Norbert zog aus seinem wohlbehüteten Leben aus, um das Evangelium in die Welt zu bringen. Seinem Vorbild sind die Jugendlichen gefolgt. Ob aus Zwang wie Zenaida und Enaida, freiwillig wie Ludwig und Rebekka oder wie alle zusammen mit der Wallfahrt von Glüsig nach Magdeburg.

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