Realitätsnah und mutig
"Der rechte Weg?" - Jugendliche bringen das Thema Rechtsextremismus auf die Bühne
Schirgiswalde (mh). Die katholische Pfarrjugend Schirgiswalde hat gemeinsam mit einigen nichtkatholischen Freunden ein Theaterstück über Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus geschrieben und inzwischen mehrmals aufgeführt.
Entstanden ist das Stück als Verbindung aus zwei Projekten, mit denen sich die Pfarrjugend beschäftigt hat, erklärt Tinko Keil. Eine Gruppe wollte sich mit Rechtsextremismus auseinandersetzen, eine andere ein Theaterstück spielen.
Warum ein Theaterstück zu diesem Thema? "Viele Menschen meinen, dass das Problem Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus hochgespielt wird und sehen darin keinerlei Gefahren. Teilweise wird rechtsextremes Verhalten von Jugendlichen sogar als rebellische Phase, die sich nach einer gewissen Zeit wieder gibt, abgetan", sagt Albert Schlenkrich. Dass sie das für den falschen Umgang mit diesen Fragen halten, führen die Jugendlichen in ihrem Stück eindringlich vor Augen.
Die Geschichte erzählt vom 16-jährigen Robert, der in einer normalen Familie aufwächst. Der Vater ist beruflich stark eingespannt (Hauptsache, die ausländischen Leiharbeiter schnappen ihm nicht den lukrativen Auftrag weg), Roberts schlechte Noten fallen ihm schon auf, aber für die eigentlichen Probleme hat er kein Auge. Robert findet wieder Kontakt zu seiner alten Clique, die inzwischen eine Neonazi-Kameradschaft ist, angeführt von Roberts altem Freund Hagen und im Hintergrund gesteuert vom Rechtsanwalt Siegfried. Schnell findet Robert hier eine Heimat. Seine Schwester Larissa geht in der Zwischenzeit eine Beziehung zu dem türkischen Jungen Alim ein. Als Robert sich an einem Überfall auf das Haus von Alims Eltern beteiligt und den jungen Türken dabei schwer verletzt, bricht Larissa den Kontakt zu ihm ab. Die Geschichte scheint aussichtslos, wäre da nicht Sophia, deren Liebe zu Robert letztlich den Ausschlag gibt, dass dieser anfängt, Fragen zu stellen und schließlich aus der rechten Szene aussteigt. Ob es am Ende aber wirklich zu einem Happyend kommt, bleibt bewusst offen.
Neun Monate haben die Schirgiswalder Jugendlichen an diesem Stück gearbeitet. Über die Aktion "Macht euren Projekten Beine" erhielten sie Fördermittel. Eine Gespräch mit einem tatsächlichen Aussteiger aus der rechten Szene bot Einblicke und notwendige Hintergründe. Und Theaterpädagogen Andreas Kochte vermittelte das schauspielerische Handwerkszeug.
Dass sich der Einsatz gelohnt hat, zeigten die Premiere in Schirgiswalde und drei weitere Aufführungen: Pfarrgemeinderatsvorsitzender Konrad Thomas sagt über das Ergebnis, es sei ein "erschreckend realitätsnahes und erschütterndes, gleichzeitig mutiges Theaterstück zur Problematik der rechtsextremen Szene. Trotz aller dargestellter Gewalt und Probleme vermittelt dieses Stück Hoffnung - Hoffnung, dass eigentlich nur die Liebe zählt, um Menschen auf den richtigen Weg, einen menschlichen Weg zurückzubringen."
Die Jugendlichen wollen nun ihre Botschaft weitertragen und möglichst viele Menschen erreichen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, junge Menschen zu ermutigen selbst aktiv zu werden und sich für ein Leben in Demokratie, Vielfalt und Toleranz einzusetzen und jeglichen Ideologien sowie Menschenfeindlichkeit aller Art den Rücken zuzuwenden", sagt eine der Darstellerinnen Mechthild Stier. Deshalb werden für den Herbst noch Aufführungsorte gesucht.
Kontakt über E-Mail an: theater2drw@gmx.de