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Für den Schutz der Elbe

"Ein-Fluss verbindet": Ökumenischer Elbekirchentag in Mühlberg

Mühlberg / Elbe. "Ein-Fluss verbindet" - unter diesem Motto fand in Mühlberg / Elbe ein ökumenischer Elbekirchentag statt. Die erste Veranstaltung dieser Art gab es im vergangenen Jahr in Coswig. Für Juni 2010 ist ein Elbekirchentag in Hitzacker geplant.

Der ökumenische Gottesdienst während des Elbekirchentages wurde im Mühlberger Hafen gefeiert.

"So viele Menschen sind in Mühlberg lange nicht mehr gewesen, das letzte Mal vielleicht zum Hochwasser vor sieben Jahren", meint eine Einwohnerin des kleinen Städtchens im Südosten Brandenburgs. Während des Jahrhunderthochwassers der Elbe 2002 ist die Stadt durch das "Wunder von Mühlberg" bekannt geworden. Bei einem Pegelstand des Flusses von fast zehn Meter drohten damals die Dämme zu brechen und den Ort zu überschwemmen. Die rund 5000 Einwohner waren bereits evakuiert. Aber Mühlberg blieb verschont.


Kirchen in Mühlberg beziehen Position

Am vergangenen Wochenende hat die Elbe nun wieder die Menschen in die Stadt gelockt - diesmal nicht als Katastrophentouristen, sondern als Teilnehmer eines Kirchentages. Eingeladen dazu hatten die katholische und evangelische Gemeinde die Kirchengemeinden entlang des Flusslaufes der Elbe. Über 800 Christen und Mitglieder verschiedener Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen aus der Region von Dresden bis Hitzacker waren gekommen.

"Anliegen des Elbekirchentages ist, zu zeigen, dass sich die Kirchen für den Schutz der Elbe vor einer zu starken wirtschaftlichen Nutzung einsetzen", sagt Claretinerpater Ansgar Schmidt, der katholische Pfarrer von Mühlberg. Diese klare Position hat sich in den letzten Jahren in Mühlberg entwickelt. Seit 2003 feiern die Christen hier jährlich im August den Deichtag, bei dem sie sich an die Hochwasserkatastrophe erinnern und nach notwendigen Konsequenzen für die Bewahrung der Schöpfung fragen. "Zunächst wollten wir beim Deichtag ein Podium für alle möglichen Interessengruppen bieten, damit diese ins Gespräch kommen können. Inzwischen ist uns als Kirchen aber klar geworden, dass wir Position beziehen müssen", sagt Pater Ansgar.

Dabei geht es aber nicht nur um Forderungen an die Politik und die Wirtschaft, sondern jedes Mal auch um die Frage: Was kann der Einzelne tun? P. Ansgar glaubt da durchaus an allmähliche, langsame Veränderungen nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein": "Als Kirchen engagieren wir uns in dieser Frage, weil wir an Veränderungen glauben."

Was kann der Einzelne tun? - Diese Frage stand bei vielen Veranstaltungen des umfangreichen Kirchentagsprogrammes im Mittelpunkt, unter anderem beim ökumenischen Gottesdienst im Mühlberger Hafen. Dort wurde an das murrende und unzufriedene Volk Israel erinnert, das nach der Befreiung aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste ziehen musste.


Der Elbe die freie Beweglichkeit erhalten

Der evangelische Regionalbischof Siegfried Kasparick (Wittenberg) betonte: "Wir brauchen Lebensdienliches und nicht alles, was möglich ist." Deshalb müsse man nicht mit dem Finger auf die Wirtschaft zeigen, sondern sich die selbstkritische Frage stellen: "Wie weit stecke ich in der Logik des Immer-mehr-haben-Wollens?" Ordinariatsrat Ulrich Lieb (Bistum Magdeburg) forderte, die nachfolgenden Generationen im Blick zu behalten. "Sie können uns nicht gleichgültig sein." Mit Blick auf die Frage eines weiteren Ausbaus der Elbe für die Schifffahrt hoffe er, dass der Elbe freie Beweglichkeit erhalten bleibe. "Interessengeleitete Eingriffe für wenige können vieles zerstören."

Von Matthias Holluba

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