Das realistische Glück erkennen
Gedanken zum neuen Jahr

Beim Glas wissen wir, dass Unzerbrechlichkeit keine besondere Leistung sein sollte. Schließlich werden täglich bessere Materialien hergestellt und immer noch erwarten viele Menschen von den Naturwissenschaften den menschlichen Fortschritt. Andererseits zeigt der Bau des Bildermuseums in Leipzig, als alle Glasscheiben noch einmal herausgenommen werden mussten, dass selbst diese einfache Aufgabe alles andere als leicht war. Beim Glas, das dann verwendet wurde, stellte man fest, dass es die Stahlkonstruktion nach außen drückt. Im Augenblick wird überlegt, wie man diesem Umstand Rechnung trägt …
Und wie ist das erst mit dem Glück! Wir wissen genau, wie gefährdet unser Glück ist und dass es jederzeit zu zerbrechen droht. Unser Leben kann sich von heute auf morgen ändern: Mancher war eben noch mit einem Job gesegnet, der viel Geld, ein großes Auto und viel Ansehen bringt - und wenig später ist er arbeitslos, abgewickelt, ohne Chance und resigniert.
Aus diesen Gründen ist es wichtig, am Anfang des Jahres nicht zu viel vom unzerbrechlichen Glück zu träumen, sondern sich realistische Ziele zu setzen. Denn nicht selten scheitern unsere Träume deshalb, weil sie einfach mehrere Nummern zu groß waren. Hier kann das Desaster vom Bildermuseum eine Lehre sein: Nicht etwas anstreben, was einfach nicht funktionieren kann. Und: Es schadet auf Dauer, wenn wir uns mit anderen vergleichen und deren Erfolgen nacheifern. Besser ist es, sich selbst immer klarer kennen zu lernen und mit diesem "Ausgangsmaterial" Schritte zu gehen, die von anderen vielleicht nicht gesehen werden, aber persönlich wichtig sind.
So kann es hilfreich sein, nicht vom großen unzerbrechlichen Glück zu träumen, sondern für das realisierbare Glück einen Schritt zu gehen und damit zufrieden zu sein.
Sr. Susanne Schneider, Missionarinnen Christi,
Kontaktstelle Orientierung Leipzig