Der Papst in Görliltz
Ein Informationsabend der St.-Hedwigs-Gemeinde in Görlitz mit Dominikanerpater Welter
Wegen seines weißen Gewandes hielten manche Görlitzer Hermann Welter für den Papst. Um mit diesem Gerücht aufzuräumen, stand der Dominikaner jetzt bei einem Informationsabend in der Görlitzer St.-Hedwigs-Gemeinde Rede und Antwort.
Das Gerücht geistert seit einigen Wochen durch Görlitz: Der Papst soll in der Stadt sein. Einige Bürger wollen ihn zwischen Kirche und dem Pfarrhaus von St. Hedwig, im Stadtteil Rauschwalde, gesehen haben. Mit diesen Gerüchten sollte Schluss gemacht werden, meinten Gemeindevertreter. Aus diesem Grund lud die Gemeinde alle Interessierten zu einem Informationsabend ein.
Grund für die Gerüchte ist Dominikanerpater Hermann Welter. Er erwies sich während des Info- Abends als Mann der Verwandlung: Zunächst kam er im schwarzen Anzug. Seine weißen Sachen das Dominikanergewand trug er zunächst unter dem Arm und legte sie dann an.
Hermann Welter ist 1937 geboren. 1967 machte er seine ersten Schritte bei den Dominikanern. Eigentlich habe er in seiner Jugend "mehr zu den Jesuiten hin tendiert. Als er bei der Bundeswehr Dienst tat, schrieb ihm ein Dominikanerpater aus Düsseldorf "ein Kärtchen, das in der Erinnerung fest haften blieb. Darüber hinaus "hat mir imponiert, dass der nicht immer mit der Kutte ankam, sondern im Anzug. Ich hab mich dann dort hingezogen gefühlt und gedacht, das machst du jetzt.
Die Geschichte der Dominikaner beginnt im 13. Jahrhundert: 1203 hatte Dominikus, der aus dem Domkapitel von Osma in Spanien kam, es als seine Aufgabe gesehen, die vom Glauben abfallenden Häretiker und Katherer in Südfrankreich ohne Gewalt zum Glauben zurück zu bringen. Im Auftrag des Papstes, der diesem Ansinnen positiv gegenüber stand, begann der Weg der Dominikaner. Zwei Ordensregeln standen für den Gründer zur Wahl: die des heiligen Benedikt oder die des heiligen Augustinus. Dominikus entschied sich für letztere. Bei der Wahl des Gewandes wollte er sich "mit den Armen der Zeit identifizieren und entschied sich darum für ein einfaches weißes wollenes Gewand mit braunem Gürtel und großem Rosenkranz am Gürtel. Heute zählt der Orden etwa 10 000 Mitglieder. "Viele sind in der Mission tätig, auf allen Kontinenten.
Der Dominikanerorden ist der einzige, der ganz demokratisch geleitet wird, berichtet P. Hermann. Einige Regeln sind in die amerikanische Verfassung eingegangen. So dürfen die gewählten Oberen nur zwei Amtsperioden hintereinander Leitungsfunktionen innehaben, wie der amerikanische Präsident. Der Bischof, ja selbst der Papst haben keine direkte Möglichkeit, in das Geschehen im Orden einzugreifen. Pater Hermann: "Orden sollen ein gewisses Korrektiv zu der von Bischöfen geleiteten Kirche sein.
Am Ende ihrer einjährigen Vorbereitungszeit verpflichten sich die Novizen nach den evangelischen Räten zu leben: gehorsam, arm und ehelos. Besonders der Umgang mit dem Gelübde der Armut ist nicht einfach: Kein Dominikaner hat einen direkten Zugriff auf seine "persönlichen Einnahmen. Selbst Bücher sind kein persönliches Eigentum. Sie sind, wie auch andere notwendige Gegenstände nur "ad usum (zum persönlichen Gebrauch) bestimmt.
P. Hermann hatte damit nie ein Problem, ebenso wenig mit dem Gehorsam. "Von mir wurde nie etwas verlangt, was nicht in Ordnung war. Man muss sich aber auch selbst ganz einbringen. Dies wollte er ursprünglich, in seinem Traumberuf, als Lehrer für Latein und Französisch. "Damals habe ich mich nicht zuerst zum Priestertum hingezogen gefühlt, sondern zum Gemeinschaftsleben im Orden. Dann aber wurde er doch Priester und war mitunter als Pfarrer für bis zu acht Gemeinden zuständig.
Weil sich die Patres offiziell mit "Sie anreden, entstehe nur schwer "eine Bierbrudermentalität. Manches ist dennoch "lockerer als in anderen Orden und individuell geprägter: "Wir wollen uns nicht in einer Zelle verkriechen. Die Patres wohnen zum Teil allein oder mit einigen Brüdern zusammen außerhalb der Klöster in kleineren Niederlassungen, wie auch Dominikus zu große Niederlassungen oder Konvente nicht anstrebte. "Wo zu viele auf einem Haufen sind, gibt es zu viel Mist.
Auf Reisen sind die Dominikaner nicht verpflichtet, das Brevier zu beten, stattdessen aber den Rosenkranz. Einen guten, therapeutischen Rat für Schlaflose hatte Pater Hermann dann aus eigener Erfahrung noch parat: "Spätestens nach dem zweiten Gesätz bin ich im Zug eingeschlafen.
Der Informationsabend war eine spannende und vor allem humorvolle Reise in Geschichte und Gegenwart der Dominikaner entlang den Stationen des Lebens von Pater Hermann. Übrigens noch eine Information zum Ausgangsgerücht: Der Papst trug nicht immer ein weißes Gewand. Erst Papst Pius V., der vor allem durch die Seekoalition bekannt wurde, die 1571 zum Sieg bei der Schlacht von Lepanto führte, tauschte das bis dahin übliche rote Gewand in das weiße um. Pius V. war Dominikaner.