Für mehr Aufmerksamkeit
KEB und Roncalli-Haus bieten Ausbildung zum Experten für demokratisches Miteinander
Von Eckhard Pohl
"Wir wollen Multiplikatoren ausbilden, die ihre Mitmenschen dazu ermutigen und befähigen, couragiert rechtsextremistischem Gedankengut, Diskriminierung und Gewalt entgegenzutreten und sich für Menschenrechte und demokratische Kultur einzusetzen, sagt die neue Leitende Pädagogin des Magdeburger Roncalli-Hauses, Katharina Doyé, die die pädagogische Verantwortung für die Ausbildung trägt. Dies sei ganz im Sinne des im Juli 2007 veröffentlichten Wortes der Bischöfe Sachsen- Anhalts zum Rechtsextremismus "Wir brauchen eine Kultur der Aufmerksamkeit. Darin fordern Bischof Gerhard Feige und seine beiden evangelischen Kollegen Bischof Axel Nowak und Kirchenpräsident Helge Klassohn die Gemeindemitglieder auf, sich deutlicher einzumischen und stark zu machen für eine demokratische, weltoffene Gesellschaft.
Auch vor Kirchengemeinden würden von Politikverdrossenheit, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und sogar von rechtsextremistischem Gedankengut geprägte Parolen und Propagandasprüche nicht halt machen, ist Frau Doyé überzeugt. "Auf solche Stammtischparolen trifft man in der Mitte der Gesellschaft und damit auch in Kirchengemeinden und Kommunen.
Die nun angebotene Fortbildung soll dazu beitragen, für derartige Äußerungen sensibler zu werden und Gefahrenpotenziale zu erkennen. Die Teilnehmer werden während des vierteiligen Seminars Techniken der Gesprächs- und Konfliktmoderation kennenlernen, sich mit Symbolen und Organisationsformen und Arbeitsweisen rechtsextremer Gruppierungen befassen und Gegenstrategien in der Argumentation kennenlernen. Sie sollen für demokratiegefährdende Äußerungen und Aktionen sensibilisiert werden, in dem sie mit Erscheinungsweisen des Rechtsextremismus, des Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit bekannt gemacht werden. Die Teilnehmer werden lernen, dagegen entsprechende Strategien zu entwickeln, Netzwerke zu knüpfen und zu nutzen und Projekte zu initiieren.
"Als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sollen sie künftig in der Lage sein, in ihren Kirchengemeinden, Kommunen, in Vereinen, bei Polizei und Feuerwehr und auch als nebenamtliche Dozenten demokratiefeindliche Tendenzen zu erkennen, über deren Ursachen und Wirkungen aufzuklären und ihnen in angemessener Form entgegen wirken zu können, so Frau Doyé.
Die Seminare des Kurses finden am 22./23. Februar, 14./15. März, 18./.19. April und 16./17. Mai im Roncalli-Haus Magdeburg statt. Zum Seminarabschluss haben die Teilnehmer Gelegenheit, an authentischer Stätte im Jüdischen Museum und am Holocaustdenkmal in Berlin mit der Jüdin und Judaistin Renee Kundt zu sprechen. Der Teilnehmerbeitrag für den Kurs beträgt 96 Euro. Mehr Infos/Anmeldung bis 6. Februar: Roncalli-Haus Magdeburg, Tel. 03 91 / 5 96 14 00; E-Mail: roncallihaus@t-online.de; Internet: www.roncalli-haus.de
Zur Person
Katharina Doyé ist neue Leitende PädagoginKatharina Doyé (49) ist Diplom- Religions- und Gemeindepädagogin. Sie war Anfang der 90er Jahre als stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung am Aufbau des Ministeriums für Jugend, Bildung und Sport des Landes Brandenburg beteiligt. Im Sonderreferat Vergangenheitsaufarbeitung/ Förderung demokratischer Kultur war sie unter anderem für die Begleitung und Beratung der Kommissionen zur Überprüfung von Pädagogen hinsichtlich deren Mitarbeit beim Ministerium für Staatssicherheit beziehungsweise bei Verstößen gegen die Menschenrechte verantwortlich. Nach Studium und Vikariat 1997 arbeitete sie als Beraterin im Mobilen Beratungsteam Tolerantes Brandenburg und als Studienleiterin für gesellschaftspolitische Jugendbildung in der Evangelischen Akademie Sachsen- Anhalt in Wittenberg. Als Lehrbeauftragte für Erwachsenenbildung ist sie für das evangelische Pädagogisch-Theologische Institut Brandenburg tätig. Seit Juni 2007 ist sie Leitende Pädagogin im Roncalli-Haus Magdeburg und verantwortet damit die Pädagogische Arbeit in der Heimvolkshochschule.