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Der weite Blick der Weltkirche

Seit neun Monaten im Amt: Michael Bautz, Generalvikar mit Auslandserfahrung

Dresden. Fast neun Monate liegt es zurück, dass Michael Bautz Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen wurde. Damals war mancher im Bistum gespannt, wie sich Pfarrer Bautz, der zuvor zehn Jahre in Kuba gewirkt hatte, in dieses Amt einbringen würde.

von Dorothee Wanzek

Gelassenheit und einen weiten Blick auf die Weltkirche hat Pfarrer Michael Bautz während seiner kubanischen Jahre hinzugewonnen. In seiner neuen Aufgabe als Bischof Joachim Reinelts persönlicher Stellvertreter in allen Verwaltungsaufgaben kommt ihm das nach eigener Einschätzung durchaus zugute. "Ein Generalvikar muss einen weiten Blick haben", ist seine Überzeugung.

Wichtig ist es dem 67-Jährigen, der sich nach seiner Rückkehr aus Kuba eigentlich schon innerlich auf Ruhestand eingestellt hatte, in seiner Verwaltungs- und Leitungsfunktion Seelsorger zu bleiben. Die Angelegenheiten des Bistums möchte er nicht nur vom Schreibtisch aus regeln. Wo immer es ihm möglich ist, sucht er den unmittelbaren Kontakt mit Pfarrern und Gemeindemitgliedern, zu allererst mit den Kranken. Auch hier profitiert er von seiner Kuba-Erfahrung: Dort gehörte es wegen der riesigen Pfarrterritorien zu seinem Alltag, über große Entfernungen hinweg Verbindungen zu Menschen zu knüpfen und zu pflegen. "Wenn man Menschen als Freunde gewinnt, hat man sie ganz gewonnen", ist ihm dabei zu einem Lebensmotto geworden. Generalvikar Bautz möchte die Probleme der Gemeinden kennen, über deren personelle Ausstattung oder Bauvorhaben er mitzuentscheiden hat, aber auch ihr missionarisches Bemühen erleben.

"Natürlich gehört es auch zu meinen Pflichten, Grenzen aufzuzeigen - gerade im finanziellen Bereich. Wenn ich alle Wünsche erfüllen würde, wäre das Bistum in kürzester Zeit pleite", räumt Michael Bautz ein. Bei aller Notwendigkeit zu sparen und Reserven für wirtschaftlich angespanntere Zeiten zu bilden, dürfe das Geld aber nicht zur Hauptsache werden. Über anstehende Projekte ausschließlich nach Haushaltslage zu entscheiden, sei eine Versuchung. "Wir sollten nicht vergessen, dass alles Große entstanden ist, weil Menschen es so wichtig fanden, dass sie dafür alles einsetzen wollten."

Die wichtigsten Herausforderungen für das Bistum sieht er gegenwärtig darin, Familien auf ihrem Weg zu bestärken und sich Menschen zuzuwenden, die mit ihrer Suche nach Sinn, Geborgenheit und Antworten auf die wesentlichen Fragen ihres Lebens in der säkularen Gesellschaft ins Leere laufen.

Als Pastoralreferent des Bistums - ein Amt, das er von seinem Vorgänger Dr. Konrad Zdarsa übernommen hat - liegen Generalvikar Bautz an erster Stelle die Priesterberufungen am Herzen. Dass das Erfurter Priesterseminar erheblich kleiner geworden ist, fiel ihm nach seiner Rückkehr aus Kuba gleich auf. Einen Anlass zu lamentieren sieht er darin keinesfalls. "Man muss etwas dafür tun!", gibt er sich kämpferisch. Er ermuntert die Gemeinden, mehr für Priester zu beten und ihr Christentum so zu leben, dass es für junge Menschen anziehend und ansteckend ist.

Seine bisherigen Gemeindebesuche haben ihn zuversichtlich gestimmt: "Ich bin immer wieder froh zu sehen, dass der Heilige Geist wirkt und der Glaube lebt", sagt Michael Bautz.