Geistlich leben in Familie und Beruf
Abschluss der Serie über Ordensleben: Inspiriert von Ordensleuten
Dresden. Sie ist keine Ordensfrau, lebt aber in enger Verbindung mit dem Jesuitenorden: Die Sohländerin Margarete Schnarrer gehört zur Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). Die Spiritualität des Ordensgründers Ignatius von Loyola gibt ihr Impulse für ein bewusstes christliches Leben.
Nicht Gebetszeiten, sondern volle Windeln, Schulaufgaben und Windpocken prägten jahrelang den Tagesrhythmus von Margarete Schnarrer. An Exerzitienwochen - eine Säule der Spiritualität des heiligen Ignatius - war nicht zu denken, solange die Kinder klein waren. Die fünffache Mutter hat in dieser Zeit die "Exerzitien im Alltag" für sich entdeckt. Mittlerweile ist der Nachwuchs zwischen zwölf und 20 Jahre alt und damit längst "aus dem Gröbsten heraus".
Das, was Margarete Schnarrer bei den Exerzitien im Alltag gelernt hat, praktiziert sie weiter, sofern es ihr Schichtdienst in einem Behindertenwohnheim erlaubt: Tägliche Betrachtungen mit der Bibel oder anderen geistlichen Texten, Stilleübungen, Gebete. Besonders wichtig geworden ist ihr das abendliche "Gebet der liebenden Aufmerksamkeit", das sie in der GCL gelernt hat: "Ich lege den zu Ende gehenden Tag bewusst in Gottes Hand zurück und lasse ihn von ihm anschauen." Das vertraute Zwiegespräch mit Gott setzt sich oft außerhalb der Gebetszeit fort und lässt auch den Familien- und Berufsalltag nicht unberührt. In der Begegnung mit Menschen findet sie beispielsweise häufig Antworten auf Fragen, die sie Gott im Gebet gestellt hatte. "Das passiert so oft, dass es eigentlich keine Zufälle sein können. Ich bin mir sicher, da ist jemand, der mich sehr gern hat und micht führt."
Dass sich Margarete Schnarrer als Jugendliche für die GCL entschied, zu der in ihrem Heimatort Hainichen bereits ihre Eltern gehörten, war eher von äußeren Umständen bestimmt. "Andere geistliche Bewegungen wie die Franziskanische Gemeinschaft haben mir durchaus auch gefallen", erinnert sie sich. Im Rückblick ist sie froh und dankbar, dass sie auf diesen Weg geführt wurde und dabei viele Hilfen für ihr inneres Wachstum bekam. "Mir ist dort bewusst geworden, dass ich wertvoll bin vor Gott. Ich habe gelernt zu reden, mir etwas zu trauen, aufrecht zu stehen ..."
Auch den "Mann an ihrer Seite" hat sie der GCL zu verdanken. Sie freut sich, ihr geistliches Leben mit ihrem Ehemann Peter teilen zu können. Wenn möglich, besuchen die Eheleute gemeinsam die heilige Messe. Wertvoll ist ihr dabei besonders der Friedensgruß: "Was noch zwischen uns lag, ist von diesem Moment an vergessen und da, wo man zuvor noch überkreuz lag, tun sich wieder neue Wege auf." Sie beten zusammen und halten sich Zeiten für Gespräche unter vier Augen frei. Miteinander nehmen sie auch an den monatlichen Treffen ihrer GCL-Ortsgruppe teil. Bei diesen Treffen geht es darum, im Licht des Evangeliums das eigene und gemeinschaftliche Leben zu reflektieren, zusammen zu beten und sich gegenseitig zu bestärken für die Aufgaben, die jeder in Familie, Kirche und Gesellschaft übernommen hat.
Die evangelischen Räte Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit, zu denen sich Ordensleute verpflichten, lassen sich nicht eins zu eins in Margaretes Schnarrers Leben übertragen. Einfachheit und eheliche Treue sind Werte, die ihr stattdessen wichtig sind. Solange sie für die Kinder zu Hause war, stellte sich die Frage, ob eine geplante Anschaffung wirklich notwendig ist, kaum. Seitdem der Familie zwei Einkommen zur Verfügung stehen, fragen sie sich vor allen größeren Einkäufen: "Muss das wirklich sein?" Als konkreten Ausdruck weltweiter Solidarität unterstützen Schnarrers das Schulprojekt einer philippinischen Ordensschwester mit einem monatlichen Beitrag.
Das, was sie in der GCL für ihr Leben bekommen hat, möchte Margarete Schnarrer auch anderen Menschen weitergeben. Aus diesem Grund hat sie Mitverantwortung in der Regionalgruppe Dresden-Meißen/Görlitz der Gemeinschaft übernommen. Vor einigen Jahren hat sie sich aus dem gleichen Grund selbst als Begleiterin für Exerzitien im Alltag ausbilden lassen. Demnächst plant sie, an einer weiteren Zusatzqualifikation für geistliche Begleiter teilzunehmen.
Hintergrund
Gemeinschaft christlichen Lebens
Die Wurzeln der GCL reichen über 400 Jahre zurück. Jesuiten gründeten damals an den Orten ihrer Tätigkeit Laiengruppen, später "Marianische Congregationen", deren Mitglieder aus der Spiritualität des Ignatius von Loyola lebten. Sie setzten sich in der Öffentlichkeit für den christlichen Glauben ein und betätigten sich karitativ. Ein Prozess der Erneuerung vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil führte zur Wiederentdeckung der Exerzitien als Lebensprinzip der Gemeinschaft. 1967 gaben sich die erneuerten Gruppen den Namen "Gemeinschaft Christlichen Lebens" (GCL). In Deutschland gibt es etwa 150 Gruppen von Erwachsenen und einige tausend Mitglieder in der Jugend-GCL. Zur GCL-Regionalgruppe Dresden- Meißen/Görlitz gehören rund 100 Mitglieder. Der Dresdner Jesuitenpater Markus Franz steht ihnen als derzeitiger kirchlicher Assistent zur Seite.