Seit 100 Jahren vor Ort
Bad Liebenwerda: Olper Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung seit 1908 im Einsatz
Von Eckhard Pohl
Bad Liebenwerda. Seit 100 Jahren sind in Bad Liebenwerda Olper Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung tätig. Heute engagieren sich die Schwestern vor allem in der Begleitung Kranker und Sterbender und in der Gemeindearbeit.

Mit Freude und Dankbarkeit konnten am 12. Januar die Olper Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung auf ihr 100-jähriges Ortsjubiläum in Bad Liebenwerda zurückblicken. Während vielerorts, wo früher Schwestern tätig waren, längst keine Ordensfrauen mehr anzutreffen sind, versehen in Bad Liebenwerda bis heute drei der Franziskanerinnen ihren Dienst am Nächsten und in der Gemeinde.
"Zu DDR-Tagen gehörten wir zu den Gemeinschaften mit den meisten jungen Schwestern", erzählt Schwester Oberin Firmata Raschke (79) ein wenig stolz. Bis heute sei die Gemeinschaft auch in Oschersleben, wo sich während der deutschen Teilung das regionale Zentrum der Schwestern befand, und in Lengenfeld unterm Stein vertreten. Seit der Wiedervereinigung seien jedoch zehn Schwestern in Niederlassungen in den alten Bundesländern abgezogen worden, so Schwester Firmata, die aus dem Rheinland stammt, 1957 nach Oschersleben und vor 22 Jahren nach Bad Liebenwerda kam.
In Bad Liebenwerda sind die Ordensfrauen weit über ihre Wirkungsstätten, das Altenpflegeheim St. Marien und die Gemeinde, hinaus geschätzt. Das wurde jetzt beim 100-jährigen Ortsjubiläum deutlich. Aber auch sonst, wenn etwa die Schwestern zur Caritas-Straßensammlung unterwegs sind, stoßen sie auf viel positive Resonanz, wie die aus der Nähe von Oschersleben stammende Schwester Elisabeth Weckmann (61) berichtet. Die Schwestern gehören eben einfach in Bad Liebenwerda dazu und das seit 100 Jahren und in guten wie in schweren Tagen.
Als 1908 vier der Franziskanerinnen aus Olpe in die mitteldeutsche Diaspora kamen, erwartete sie viel Arbeit: Sie hatten für das Wohl von 50 Kindern zu sorgen, die die im St.-Nikolaus-Stift untergebrachte kleine katholische Schule und Kommunikantenanstalt besuchten. Zudem waren sie in der Gemeinde tätig. Bald schon kam auch die ambulante Pflege dazu, sodass sie in der evangelisch geprägten Stadt immer mehr an Ansehen gewannen. Bis heute ist ihr Dienst bei den Einwohnern in guter Erinnerung.
1938 ließen die Nationalsozialisten die Kindereinrichtung schließen. Und in der DDR durften konfessionelle Schulen nicht wiedereröffnet werden. Doch die Schwestern sahen sich bald neuen Aufgaben gegenüber. Zunächst kamen im Krieg Evakuierte aus dem Westen in die Region, wenig später die Flüchtlinge aus dem Osten. Besonders Alte und Kranke fanden bei den Schwestern Aufnahme. Das St.-Nikolaus- Stift wurde zum Pflegeheim. Ein weiteres Haus, später Marienstift genannt und heute ökumenischer Kindergarten in Diakonie-Trägerschaft, kam hinzu. Beide Gebäude genügten eigentlich den Pflegeanforderungen nicht. Doch erst nach der Wiedervereinigung konnte 1994 der Grundstein für das neue Altenpflegeheim St. Marien gelegt werden. Daran hat Oberin Schwester Firmata entscheidenden Anteil. Heute wird das Haus mit stationärem
Pflegeplätzen, aber auch Tages- und Kurzzeitpflege sowie Betreutem Wohnen von der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius geführt.
Vor allem die aus Schlesien stammende Schwester Judith Kaschel (69), aber auch Schwester Elisabeth begleiten die Alten und Sterbenden seelsorglich. Zudem übernehmen sie mit Oberin Firmata samstags und sonntags den Rezeptionsdienst. Schwester Elisabeth ist zudem in der Gemeinde tätig und unterstützt darüber hinaus Alte und Kranke in Notsituationen.
Die Kraft für ihren Dienst schöpfen die Frauen vor allem aus dem Stundengebet, der Mitfeier der Messe und der Anbetung des Allerheiligsten. Das machte auch Bischof emeritus Leo Nowak beim Festgottesdienst am 12. Februar deutlich: "Ihr Druchhalten über so lange Zeit war nur möglich, weil sie den Glauben und die Freude an Gott nicht verloren."