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Versuch der Aushöhlung

CDU will Blumenverkauf an Sonntagen ermöglichen / Bischöfe sind unterschiedlicher Meinung

Dresden/Görlitz. Die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages will den Blumenverkauf am Muttertag und anderen Sonntagen ermöglichen. Bischof Konrad Zdarsa sieht darin vor allem einen Versuch der "Aushöhlung des Sonntagsgebotes.

Andrea Michel:

Andrea Michel ist nicht begeistert. Die 43-jährige arbeitet in einem Blumenladen auf dem Görlitzer Obermarkt. Demnächst soll sie sonntags arbeiten. Und das, obwohl sie selbstständig ist, der Blumenladen ihr gehört.

"Beim Muttertag muss ich mit. Da muss ich meinen Laden dann auch am Sonntag aufmachen", ärgert sich die blonde Frau mit den krausen Locken. Andrea Michel gehört zur Görlitzer Gemeinde Heilig Kreuz. Hier hilft sie auch hin und wieder bei der Gestaltung des Blumenschmucks in der Kirche mit. Sie ist ja vom Fach.

Die Sache mit dem Blumenverkauf am Sonntag hat ihr die Christlich Demokratische Union im Landtag eingebrockt.

Prof. Gunter Bolick, Sprecher der Fraktion zu wirtschaftspolitischen Themen, sagte: "Die CDU-fraktion steht für bürgerfreundliche Lösungen. Gerade der Muttertag, aber auch der Totensonntag, sind für die mittelständischen floristischen Betriebe in Sachsen von großer Bedeutung." Der CDU-Abgeordnete kündigte an, die CDU-Fraktion wolle in Abstimmung mit der SPD das sächsische Ladenschlussgesetz ändern, damit an diesen Tagen Blumen verkauft werden können.

Die Gesetzeslage sieht bereits Ausnahmen vor, wo nach Entscheidung des Gesetzgebers Blumenläden an allen Sonntagen im Jahr für sechs Stunden geöffnet sein dürfen. Zudem gibt es an rund 180 Ausflugs- und Erholungsorten in bestimmten Städten und Gemeinden Sachsens die Möglichkeit, am Ewigkeitssonntag (Totensonntag) für acht Stunden diese Geschäfte zu öffnen. Allerdings wurde das Gesetz von den Städten und Gemeinden teilweise unterschiedlich gehandhabt.

Während die evangelisch-lutherische Kirche in Sachsen und das Bistum Dresden-Meißen in der vergangenen Woche bereits in einer gemeinsamen Erklärung ihre Zustimmung zu den Plänen der CDU-Fraktion signalisiert hatten, ist Bischof Konrad Zdarsa von den Plänen überrascht: "Nein, wir sind noch nicht gefragt worden." Zdarsa sagte, die Ausweitung der Verkaufszeiten sei ein weiterer Versuch, das Sonntagsgebot weiter auszuhöhlen. Es ginge dabei nicht um Bürgerfreundlichkeit, sondern man versuche offensichtlich alles, um Markt und Kommerz zu begünstigen.

Andrea Michel sieht es ganz ähnlich, obwohl sie vom Blumenverkaufen lebt. "Auch wenn es genehmigt wird, außer am Muttertag lasse ich sonntags zu. Die Kunden kaufen alles andere doch auch spätestens am Sonnabend!"

Von Markus Kremser

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