Faschingssonntag ich und ich
Mal wieder eine neue Rolle ausprobieren
Von Mahatma Gandhi stammt folgende Aussage: Ich habe nur drei Feinde. Mein liebster Feind ist der englische Staat, er kann am einfachsten zum Guten beeinflusst werden. Mein zweiter Feind, das eigene indische Volk, ist wesentlich schwieriger zu beeinflussen. Mein schwierigster Gegner ist ein Mann namens Gandhi, auf ihn scheine ich relativ wenig guten Einfluss zu haben.
So wie Gandhi möchte ich reden können! Gandhi dreht die Reihenfolge, die ich wohl wählen würde, einfach um ...
Der englische Staat unterdrückte das indische Volk und zog seinen Vorteil aus der Kolonie. Gandhi kämpfte gegen diesen Machtmissbrauch.
Viele Inder sahen als einzige Lösung des Problems der Kolonialherrschaft die Gewalt und zeitweise stand Indien kurz vor einem Bürgerkrieg. Gandhi wollte Gewalt verhindern und setzte seine ganze Persönlichkeit ein: Er fastete, er redete, er argumentierte, er bildete Koalitionen
Gandhi selbst war wohl eine faszinierende Persönlichkeit, der imstande war, in seinen politischen und persönlichen Kämpfen verschiedene "Ichs zu leben und sie je nach Ziel und Interesse einzusetzen. Auch seinem innersten "Ich konnte er mit Humor und einer distanzierten Freiheit begegnen. Vielleicht ist gerade das Faschingswochenende eine gute Gelegenheit, dieser Differenz zwischen "Ich und "Ich nachzuspüren. Sie kann an Fasching besser als im Alltag rauskommen:
Vielleicht bin ich im normalen Leben eine strenge, ruhige und disziplinierte Person und kann an Fasching mal die komische und verrückte Ulknudel spielen, die alle zum Lachen bringt.
Gandhi hat durch seinen souveränen Umgang mit "Ich und "Ich viel erreicht: Er hatte großen Einfluss darauf, dass aus der ehemals englischen Kolonie eine indische Demokratie wurde.
Für uns geht es wohl nicht darum, einen neuen Staat zu gründen, aber wir können im Faschingsgetümmel oder auch sonst mit dieser Differenz zwischen "Ich und "Ich bewusster umgehen. Wir können unsere unterschiedlichen Rollen, die wir im Leben spielen, für unsere Ziele bewusster einsetzen. Da kann es gut sein, immer mal wieder eine neue Rolle auszuprobieren und dem "Alltags-Ich Gelegenheit zu geben, mit anderen wichtigen "Ichs in Berührung zu kommen.
Sr. Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig