Erfahrungen ermöglichen
Gemeindereferentin Amalia Christl zur Vorbereitung von Kindern auf Beichte und Erstkommunion
Gemeindereferentin Amalia Christl war lange Leiterin der Kinderpastoral im Bistum Magdeburg und ist als Seelsorgerin in Magdeburger Gemeinden auch mit der Vorbereitung von Kindern auf Erstbeichte und Erstkommunion befasst.
Frau Christl, was halten Sie bei der Vorbereitung auf Erstbeichte und Erstkommunion für besonders wichtig?
In der Zeit der Erstkommunionvorbereitung ihrer Kinder sind Familien besonders aufgeschlossen, sich mit Glaubensfragen zu beschäftigen. Das erfahre ich immer wieder und sehe darin eine Chance. Die Kinder müssen verstehen lernen, dass Kommunion Gemeinschaft mit Jesus und mit ihren Eltern, Geschistern, Freunden und der Gemeinde schenkt. Gute zwischenmenschliche Erfahrungen der Kinder in ihren Familien sind wesentliche Voraussetzung, dass die Kinder dieses Geschenk Jesu annehmen können. Ich denke dabei an Erfahrungen wie gegenseitiges Vertrauen, sich aufeinander verlassen können, sich verzeihen und versöhnen. Insofern sind die Eltern mit ihrem Leben und Glauben die entscheidenden Begleiter auf dem Weg des Glaubens ihrer Kinder.
Doch die Eltern brauchen dabei Hilfe ...
Die Vorbereitung auf Beichte und Erstkommunion muss Möglichkeiten bieten, gute Erfahrungen mit Gott und untereinander zu machen. Eine Glaubensvermittlung vorwiegend über den Kopf reicht nicht aus, es gilt den Glauben gemüts- und gefühlsmäßig zu verankern. Die Kinder und vielleicht auch von Neuem ihre Eltern müssen ein Gespür entwickeln, was es heißt, an Gott zu glauben. Sie müssen zu verstehen beginnen, dass sie sich vor Gott stellen und bereit sein müssen, sich auf ihn einzulassen und mit ihm eine Beziehung einzugehen.
Wie kann das konkret gelingen?
Die Familien sind heute kirchlich sehr unterschiedlich sozialisiert. Das bietet die Chance, sich im Austausch gegenseitig zu bereichern. Deshalb sind Elterntreffs ein wichtiger Aspekt der Erstkommunionvorbereitung. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Begleitung der Kinder durch die Seelsorger. Und zum Dritten ist entscheidend, dass Eltern und Kinder miteinander den Glauben teilen. Dabei müssen die Kinder lernen, dass der Glaube mehr und mehr zu ihrer persönlichen Aufgabe wird. Als Hilfe dabei gebe ich den Kindern zum Beispiel jede Woche einen Bibeltext des folgenden Sonntags mit, damit sie sich mit ihren Eltern vor der Sonntagsmesse damit vertraut machen und ihn dann als Lesung oder Evangelium wiedererkennen.
Bei der Erstbeichte und Erstkommunion spielen Symbole eine wichtige Rolle ...
In den Familien ist die Bereitschaft groß, Zeichen und Rituale zu verwenden. Doch die Zeichen sprechen heute nicht mehr genug von sich aus. Als Seelsorger müssen wir hier Hilfe anbieten. Ein Weihwasserbecken zu Hause kann zum Beispiel Erinnerung sein, bewusst das Kreuzzeichen zu machen und den Tag mit Gott zu beginnen und zu beenden. Eine Gebetskerze anzuzünden kann helfen, miteinander still zu werden und zu beten. Einander zu segnen ist ein weiteres, sehr hilfreiches Ritual.
Bei der Erstkommunion spielt die Erstkommunionkerze eine Rolle. Was aber Licht bedeutet, müssen die Kinder gemütsmäßig etwa in einer Lichternacht erleben, wenn schon ein einziges kleines Licht einen dunklen Raum erhellt. Was es heißt, in einer dunklen Situation wieder Hoffnung zu schöpfen, lässt sich gut an der Emmausgeschichte (Lk 24,13-35) zeigen. Was der Empfang der Kommunion bedeutet, können die Kinder besser verstehen, wenn man ihnen bei Gottesdiensten ein Bild mit dem Gesicht Jesu in die Hand legt. Und über das Teilen einer große Hostie kann die Gemeinschaft in der Kommunion sichtbarer werden. Die Kinder müssen lernen: Es geht um das, was hinter den äußeren Zeichen steht.
Zur Erstkommunionvorbereitung gehört auch die Feier des Sakraments der Versöhnung. Mit der Beichte aber tun sich sehr viele Christen schwer ...
Beim Wort Beichte sollten sich die Kinder von Anfang an an den guten Vater erinnern, der jeden von uns liebt und immer wieder einen Neuanfang mit uns macht. In der Geschichte vom guten Vater in Lukas 15, 13-32 erinnert sich der Sohn an seinen guten Vater und wird nicht enttäuscht. Dort, wo Eltern in der Familie eine gute Streitkultur pfl egen und immer wieder Versöhnung praktizieren, werden die Kinder leichter einen Zugang zum Sakrament der Versöhnung fi nden. Es ist eine große Chance, mindestens vor sich selbst ehrlich zu sein. Wenn ich mich selbst betrüge, schiebe ich schnell den anderen die Schuld in die Schuhe, kapsele mich immer mehr ab oder bin ständig gereizt. Da tut es gut, dass jeder von uns so wie er ist zu unserem himmlischen Vater kommen kann.
Für die Kinder ist es sehr hilfreich, wenn die Eltern selbst mit ihrer Schuld in der Beichte vor Gott hintreten. Und: Versöhnung und Neuanfang gehören zusammen. Dies muss den Kindern erfahrbar werden. Hilfreich ist, wenn dies die Kinder auch zu Hause spüren, etwa, in dem die Eltern die Kinder nach der Beichte zu Hause empfangen und sie zu einem schönen Versöhnungsabendbrot einladen.
Dass Vergebung und Versöhnung mit Gott und untereinander aber auch in jedem Gottesdienst geschieht, kann für die Mädchen und Jungen zum Beispiel mittels einer Schatztruhe erlebt werden, die sie in der Eucharistie zur Gabenbereitung vom Gabentisch zum Altar bringen. In diesen schön gestalteten kleinen Kasten legen sie am Beginn des Gottesdienstes, was sie in der zurückliegenden Woche an Gutem und an weniger Schönem erlebt haben. Mit den Eltern haben sie am Vorabend darüber nachgedacht und Stichworte auf einen Zettel geschrieben. Indem die Schatztruhe mit den Zetteln in der Messe zum Altar gebracht wird, soll den Kindern deutlich werden: Ich bringe mein Leben vor Gott. Er nimmt es an, weil er zu uns gut sein möchte.
Wie können die Eltern ihre Kinder noch unterstützen?
Sehr wichtig ist, dass die Eltern zu Hause bemüht sind, bewusst christlich zu leben. Dass etwa Kinder ihre Eltern betend erleben, ist heute nicht selbstverständlich. Oft sind die Kinder mit dem Gebet allein gelassen. Sie kennen sich auch nicht selbstverständlich in der Körpersprache des Gebetes aus. Über das Alltägliche hinaus ist es natürlich ganz wichtig, in der Gesellschaft noch vorhandene christliche Traditionen wie zum Beispiel den Advent vom Glauben her zu gestalten und zu feiern.
Hinzu kommt: Eltern übernehmen heute nicht selten viel Verantwortung im Blick auf die Schule oder die Entwicklung von Talenten ihrer Kinder. Doch in unseren Gemeinden bekommen Eltern oft wenig eigenverantwortlich Aufgaben in der gemeindlichen Kinderarbeit übertragen. Hier sind wir auch als Hauptamtliche gefordert, Möglichkeiten anzubieten.
Wie strukturieren Sie die Erstkommunionvorbereitung?
Bei uns geschieht gemeindliche Erstkommunion-Vorbereitung in drei Schritten: Zunächst versuche ich, die Familien auf dem gemeinsamen Weg zusammenzuführen und zum Mittun zu ermutigen. Ich fordere die Eltern auf, sich über ihr eigenes Verständnis von Glauben und den Sakramenten Rechenschaft zu geben. Ich nehme sie in die Verantwortung, ihre Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion zu begleiten. Im zweiten Schritt geht es um die Hinführung zum Sakrament der Versöhnung. Im dritten und letzten Schritt führen die Eltern und ich die Kinder gemeinsam zum Fest der heiligen Kommunion mit dem Ziel, dass sie ihr Leben lang daraus Stärke und Zuversicht schöpfen. Zu jeder der Etappen fi ndet bei uns ein Familientag statt. Hinzu kommen Elternabende.
Fragen: Eckhard Pohl
Buchtipp
Als Lektüre für die Eltern empfi ehlt Amalia Christl zum Beispiel die Bücher von Anselm Grün "Die Beichte. Feier der Versöhnung, Münsterschwarzach 2005, ISBN 978-3-87-868-171- 2, und "Die Eucharistiefeier. Verwandlung und Einswerden, Münsterschwarzach 2002, ISBN 978-3-87868-148-9.