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Versöhnung mit Gott

Wege zur Versöhnung - Tag des Herrn-Fastenaktion mit P. Anselm Grün

Warum bewahrt der liebende und allmächtige Gott die Seinen nicht vor dem Leid? Dritter Teil der Tag des Herrn- Fastenserie.

Nicht Gott muss sich mit uns versöhnen, sondern wir mit Gott. Gott ist immer bereit, uns zu vergeben. Die Vorstellungen, dass Gott wegen unserer Sünden beleidigt sei und dass er durch den Tod seines Sohnes versöhnt werden müsse, ist eine grobe Verstellung des biblischen Gottesbildes.

Die Versöhnung geht immer von Gott aus. Er ermöglicht uns in Jesus Christus einen Weg, wie wir uns mit Gott versöhnen können. Denn wir haben uns von Gott getrennt. Wir sind unsere eigenen Wege gegangen, die uns in die Irre geführt haben.

Sich dem Gott der Liebe zuwenden

Umzukehren und sich dem Gott der Liebe zuzuwenden, das fällt uns schwer. Das würde ja unser bisheriges Lebensgebäude über den Haufen werfen. Da braucht es die Botschaft Jesu und die versöhnende Ausstrahlung seiner Person, damit wir unsere Verirrungen aufgeben und uns wieder auf den Weg zu Gott machen. Jesus lädt uns ein, uns der versöhnenden Liebe Gottes zu öffnen und darin Frieden und Ermutigung zu erfahren. Als ich in einer Beichte fragte: "Können Sie das Gott vergeben?-, war die Frau zunächst verwirrt. Das hatte sie noch nicht gehört, dass sie Gott etwas vergeben solle. Doch oft werfen wir Gott vor, dass er uns dieses Leben so zugemutet hat, wie es gelaufen ist, mit unseren Missgeschicken, mit dem Leid, das uns getroffen hat, mit der Krankheit, mit unserer neurotischen Struktur.

Wenn ich schwer krank werde, rebelliere ich gegen Gott. Die Bibel selbst lädt mich dazu ein, Gott anzuklagen, dass er mich in Krankheit oder Unheil geraten lässt. Doch die alttestamentlichen Beter bleiben nie bei der Klage stehen. Sie ringen sich immer wieder durch, von Gott anzunehmen, was ihnen widerfahren ist. Das Einverstandensein mit dem, was Gott mir zutraut, ist eine Weise, Gott zu vergeben.

Den ganz anderen Gott annehmen

Ein anderer Aspekt der Versöhnung mit Gott besteht darin, mir vom Leben meine Gottesbilder zerbrechen zu lassen und mich mit dem ganz anderen Gott auszusöhnen, der meinen Vorstellungen widerspricht. Unser übliches Gottesbild ist das des barmherzigen und allmächtigen Gottes. Wenn ich in Leid gerate, müsste Gott das doch verhindern, wenn er barmherzig ist. Und wenn er allmächtig ist, könnte er mich auch davor bewahren. Warum tut er es nicht?

Das Leben führt mich immer wieder in Situationen, in denen mir Gott anders begegnet, als ich es von ihm erwarte. So besteht Versöhnung darin, diesen ganz anderen Gott anzunehmen und mich vor ihm zu ergeben. Es geht mir dann wie Hiob, der vor Gott in Staub und Asche fällt, indem er sagt: "Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut- (Hiob 42,5).

Das deutsche Wort "versöhnen- bedeutet ursprünglich: Frieden stiften, schlichten, still machen, küssen. Sich mit Gott versöhnen heißt: mit ihm über mein Leben sprechen und auch streiten, aber dann Frieden schließen mit Gott, vor ihm still werden, ihn küssen, einverstanden sein mit dem, was er mir zumutet.

Von Anselm Grün

Übung

Welche Bilder hast du dir von Gott gemacht?

Hat dein Leben dir deine Gottesbilder bestätigt oder in Frage gestellt?

Was wirfst du Gott vor?

Schreibe Gott einen Brief. In ihm kannst du Gott alles vorwerfen, was dir schwerfällt.

Aber dann frage in deinem Brief immer wieder Gott, wie er das alles gemeint hat und was seine tiefste Absicht mit dir ist.

Und dann versuche ihm zu schreiben, dass du ihn annimmst als den Herrn des Himmels und der Erde und auch als deinen persönlichen Herrn.

Bitte ihn, dass er dir inneren Frieden und Versöhnung schenken möge.

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