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Unsere Hoffnung zeigen

Fragen von Tod und Sterben / Domküster Heinz Schewe: Anonyme Bestattung ist gegen die Würde

Erfurt. Küsterinnen und Küster leisten einen wichtigen pastoralen Dienst in der Kirche, der die Frauen und Männer immer mehr fordert. Rüstzeug für ihre Arbeit bekommen sie beim jährlichen Küstertag, der am 23. Februar in Erfurt stattfand.

Heinz Schewe, Domküster in Erfurt brachte es auf den Punkt: Christliche Botschaft ist Hoffnung. Beim Küstertag informierte er über Möglichkeiten der Christen, diese Hoffnung in einem weitestgehend nicht christlichen Umfeld weiterzugeben. Dazu sei es allerdings nötig, zuerst das eigene Verhältnis zum Tod zu hinterfragen. Schewe zitierte einen Grabspruch aus dem fünften Jahrhundert. Darauf ist zu lesen: "Der Tod ist ein Nichts, blicke auf das ewige Leben." Weiter sagte der Domküster: "Für uns Christen ist der Tod eine Herausforderung, dem zu vertrauen, der den Tod überwunden hat und der die Macht hat, ewiges Leben zu geben."

Allerdings ist dieses Vertrauen heute bei Christen keine Selbstverständlichkeit mehr. Heinz Schewe räumte ein, dass es auch für ihn nicht einfach war, eine positive Einstellung zum Tod zu bekommen. Durch die seelsorgliche Begleitung eines schwerkranken Mädchens aber habe er die christliche Hoffnung auf das ewige Leben erfahren. Diese stellte sich nach tiefer Traurigkeit und Angst bei dem sterbenden Mädchen ein und verhalf ihr dazu, friedlich und ruhig von dieser Welt zu gehen. Schewe stellte die Frage, wie vielen es heute möglich ist, so ruhig zu sterben?

Aus dieser Fragestellung ergibt sich für Heinz Schewe die Aufgabe der Küsterinnen und Küster, einfühlsam mit den Menschen umzugehen, die einen lieben Menschen verloren haben und ihn kirchlich bestatten lassen möchten. Die Küster vor Ort sind oftmals erste Ansprechpartner. "Wir sollten den Hinterbliebenen unsere Trauer, aber auch unsere Hoffnung zeigen", sagte der Erfurter Domküster. Zugleich wies er darauf hin, dass es eine Aufgabe der Kirche sei, die Angehörigen nach der Bestattung im Blick zu behalten. Daher sei es eine Möglichkeit, mit den Trauernden im Gespäch zu bleiben, sie in ihrer Trauer - die oft erst danach richtig einsetzt - zu begleiten.

Hilfreich sei weiter, wieder an bewährte Traditionen der Bestattung anzuknüpfen. So sollte der Sarg während der Messe oder während der Wort-Gottes-Feier mit in der Kirche stehen. Die Angehörigen haben so die Möglichkeit, in Würde Abschied zu nehmen. "Der Gang zum Grab ist ohnehin schon schwer genug", betonte Heinz Schewe.

Entschieden wandte sich der Domküster gegen anonyme Bestattungen. Er wies darauf hin, dass diese von der katholischen Kirche abgelehnt werden. Sie verstoßen gegen die Würde des Menschen, den sie namenlos machen und gegen die Würde der Angehörigen, denen sie den Ort der Trauer versagen, so Heinz Schewe.

Nach dem Vortrag des Erfurter Domküsters im Bildungshaus St. Martin stand eine Besichtigung des im vergangenen Jahr eröffneten Kolumbariums in der Allerheiligenkirche auf dem Programm des Küstertages. Weihbischof Reinhard Hauke, der Initiator des Kolumbariums, informierte die Teilnehmer über diese besondere Bestattungsform. Insgesamt 600 Urnen können in den Stelen Aufnahme finden. Der Preis für eine Liegezeit von 20 Jahren beträgt 1000 Euro. Weihbischof Hauke, der mit jedem Interessenten persönlich im Gespäch war, zeigte sich froh darüber, dass das Kolumbarium so gut angenommen wurde. Alle Plätze sind bereits verkauft. 60 Prozent an evangelische Christen, 20 Prozent an Katholiken und 20 Prozent an Nichtchristen.

Der Weihbischof wies darauf hin, dass bei der Gestaltung der Trauerfeiern die christliche Hoffnung immer im Mittelpunkt der Gestaltung steht, wobei das Vaterunser dazugehört. Dabei machte Reinhard Hauke die Erfahrung, dass dieses Gebet bei den Menschen in Thüringen nicht ganz vergessen ist. Viele, die der Kirche fernstehen beten mit.

Von Holger Jakobi

 

Hintergrund

Küsterin und Küster

Der Dienst des Küsters und der Küsterin wird in Zeiten der Gemeindezusammenlegung immer wichtiger, einer muss das sein, der die Gemeinde vor Ort zusammenhält, betont Diakon Jörk Artelt, der den Küstertag in Erfurt leitete.

Die Küsterin oder der Küster - auch Mesner oder Mesnerin genannt - sind zumeist ehrenamtlich tätig und leisten einen pastoralen Dienst. Sie sind betraut mit dem Öffnen und Schließen der Kirchen, mit dem Bereitstellen und Sauberhalten der für den Gottesdienst notwendigen Dinge - Paramente, Geräte, Bücher, Altarschmuck -, dem Läuten der Glocken, dem Sauberhalten des Gotteshauses. Zudem sorgen sie für Ruhe und Ordnung. Die Tätigkeit des Küsters beinhaltet aber auch oft wichtige Absprachen, so im Vorfeld von Taufen, Hochzeiten oder Bestattungen.

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