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Seelsorge und Caritas gehören zum Christsein

Erfurt bleibt das Bistum der heiligen Elisabeth: Projektmesse soll Initiativen und Ideen vorstellen

Erfurt. Wie geht es nach dem Elisabeth-Jahr weiter? Werden die Impulse das Bistum weiter prägen? Was wird aus den Ideen Caritasteams und Sozialreport? Drei Fragen, auf die eine Klausurtagung am 1. März in Erfurt Antworten und Wege suchte.

Ideen und Initiativen prägten das Elisabeth-Jahr. Im Bild Gemeindevertreter mit ihren gefüllten Körben bei der Bistumswallfahrt.

Mit den "Sieben Werken der Barmherzigkeit für Thüringen heute und dem erfolgreich durchgeführten Elisabeth-Jahr mit all seinen Initiativen und Impulsen hat das Bistum Erfurt im vergangenen Jahr eine Verpflichtung übernommen, die nun weitergetragen werden muss, betonte Bischof Joachim Wanke zu Beginn der Klausur im Erfurter Martinshaus. Neben der Bistumsleitung und dem Seelsorgeamt nahmen Vertreter der Diözesancaritas an dem Treffen teil, dessen Ziel es war, konkrete Schritte in die Zeit nach dem Elisabeth-Jubiläum zu finden. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie es gelingen kann, dass die Pfarrgemeinden ein Stück weit karitativer werden können. Im Gegenzug stellt sich die verbandliche Caritas der Aufgabe, die Seelsorge und die Glaubensweitergabe in ihre Aufgaben stärker zu integrieren.

Projektmesse kann Initiativen bündeln

Eine zentraler Punkt der Klausur war die Idee einer Projektmesse, die am Samstag vor dem Erfurter Fronleichnamsfest 2009 stattfinden soll. Dabei sollen Initiativen auf Bistumsebene vorgestellt, Ideen und Anregungen vermittelt werden. Vieles davon wurde bereits im Elisabeth-Jahr angestoßen und nun geht es im Kontext der Nachhaltigkeit um die Weiterführung und die Begleitung. Anderes so unter anderem eine Ideenbörse Kindergarten und Pfarrgemeinde gilt es zu entwickeln. Zudem ist angedacht, die Ergebnisse der Projektmesse in die "Pastorale! einmünden zu lassen, die für den Oktober 2009 im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz geplant ist. Die "Pastorale! hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Konzepte für die Seelsorge in der ost- und mitteldeutschen Diaspora aufzuzeigen. Sie fand erstmals im Oktober 2006 statt.

Thematisiert wurde bei der Klausurtagung in der Untergruppe Gemeinde auch das Ehrenamt. Thomas Müller von der Caritas zeigte auf, dass es Varianten ehrenamtlicher Tätigkeit gibt, die neben den klassischen Formen neue Wege öffnen: "Eine Gemeinde kann sich einer gewissen Aufgabe, einem Projekt öffnen und dieses auf ein Jahr beschränken. Das hat den Vorteil, dass sich Gemeindemitglieder ehrenamtlich engagieren können, sich aber nicht für immer und ewig festlegen müssen. Sie können sagen, in Ordnung, ich mache das jetzt mal.


Christen leben in keinem leeren Raum


Die beiden im Elisabeth-Jahr 2007 angestoßenen Ideen Caritasteams und Sozialreport wurden in der Klausur ein Stück weit vorangebracht. Die Frage der Caritasteams wird weiter Thema einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Seelsorgeamtes und der Diözesancaritas sein, die diese Idee in eine abschließende Form bringen wird. Ganz konkret wurde der Sozialreport in den Blick genommen. Aloys Wolf, Caritas- Abteilungsleiter und Vorsitzender des Katholikenrates, sagte: "Wir leben als Pfarrgemeinde ja in keinem leeren Raum. Wir leben mit Menschen zusammen, die ganz bestimmte Probleme haben. Ziel des Sozialreportes ist es, dass sich Gemeinden mit einem Pfarrgemeinderat einmal im Jahr dieser Aufgabe stellen, wobei nicht das ganze Spektrum an sozialer Not in einer Region auf einmal in den Blick genommen werden muss. Vielmehr kommt es darauf an, einen ganz bestimmten Bereich beispielsweise Kinder, Senioren, Arbeitslose oder Menschen ohne Wohnung in den Blick zu nehmen. Die Gemeinden sollen dazu ermutigt werden, jemanden einzuladen, der maximal eine Stunde über ein solches Problemfeld spricht: "Ihr erlebt die Not der Menschen, sagt uns bitte, wie es ihnen geht. Die Palette der möglichen Angesprochenen reicht von der Kindergärtnerin über den Arzt, den Sozialarbeiter bis hin zu den Verantwortlichen der Kommunen und Kreise.


Sind wir bereit, eine Stunde zuzuhören?


Damit soll erreicht werden, dass die Gemeinde den Blick auf die Notlagen der Menschen in ihrem Umfeld nicht verliert. Generalvikar Georg Jelich formulierte es so: "Habe ich eine Stunde Zeit, mir anzuhören, wie es den Menschen geht? Das genau ist der Punkt.

Ein wichtiger Teil der Klausurtagung war die Arbeit in den Gruppen. Neben der Gemeinde konnten so Kindergärten und Senioren in den Blick genommen werden. Mit Blick auf die älteren Senioren fragte Diözesancaritasdirektor Bruno Heller: "Nutzen wir unsere Altenpflegeheime, um den Menschen Orte der Begegnung zu bieten? Ich kann mir gut vorstellen, dass sich da eine Menge machen lässt. Und warum nutzen die Pfarrgemeinden nicht mal die Kapelle im Heim, vielleicht zu einem Werktagsgottesdienst. Ein konkretes Beispiel gelebter Seelsorge wurde aus Jena genannt. Dort findet im Deutschordensheim ein für alle offener Gottesdienst statt, um für die Verstorbenen gemeinsam zu beten.

Der Kindergarten ist eine Brücke zu den Nichtchristen

Mit Blick auf die Kindergärten wurde ein anderes Beispiel thematisiert. In Erfurt-Hochheim ist es ein guter Brauch geworden, dass der Pfarrer zum Wochenschluss jedes Kind persönlich segnet. Initiativen dieser Art, die das Zusammenstehen von Pfarrgemeinde und Kindergarten stärken, werden jetzt in einer Ideenbörse zusammengetragen. In ihr soll neben der fachlichen Information auch die emotionale Seite Ausdruck finden. Zur Sprache kam in der Gruppe Kindergarten weiter die große Chance, die ein Kindergarten für eine Gemeinde als Brücke zu ihren nichtchristlichen Nachbarn sein kann.

Abschließend betonte Bischof Joachim Wanke, dass er persönlich sehr dankbar ist, dass die Klausurtagung an wirklich zentrale Fragen heranging. Zukünftig komme es immer mehr darauf an, die Kräfte zu konzentrieren. "Wir müssen unsere Kräfte in Seelsorge und Caritas gegenseitig stärken. Wir müssen vom Fachwerker zum Netzwerker werden. Alle müssen am Ganzen mittragen, betonte der Bischof. Zugleich machte er noch einmal Mut, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Ein Impulspapier wird Anregungen geben und die Gemeinden können Erfahrungen machen. Erfahrungen, die bestätigen, die aber auch zu Korrekturen führen können, so Bischof Wanke. Denn eines solle die Fortführung der vom Elisabeth-Jahr ausgegangenen Impulse gewiss nicht sein, ein zusätzlicher Rucksack, der den Gemeinden aufgeschnallt wird. Vielmehr gehe es um die Schärfung des christlichen Profils, zu dem Seelsorge und karitatives Tun gleichermaßen gehören.

Mehr zu Kindergarten und Pfarrgemeinde in Ausgabe 11.

Von Holger Jakobi

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