Das Sakrament der Versöhnung
Wege zur Versöhnung - Tag des Herrn-Fastenaktion mit P. Anselm Grün
Die Kirche rät uns, in der Fastenzeit zu beichten. Viele tun sich heute schwer mit der Beichte. Du musst nicht unbedingt beichten. Aber vielleicht tut es dir gut, einmal mit einem Priester darüber zu sprechen, wo du mit dir unzufrieden bist, wo du dich schuldig fühlst, wo das Leben nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Ein Beichtgespräch ist eine große Hilfe, sich mit seinem Leben wieder auszusöhnen und das Vergangene loszulassen. Viele sagen: Gott vergibt mir auch ohne Beichte. Das stimmt. Doch wenn ich wirklich schuldig geworden bin, dann fällt es mir schwer, an die Vergebung zu glauben.
Schuld schließt aus der Gemeinschaft aus
Carl Gustav Jung, der Schweizer Therapeut, meint, Schuld würde den Menschen aus der menschlichen Gemeinschaft ausschließen. Da braucht er durch ein Mitglied der menschlichen Gemeinschaft die Bestätigung, dass er darin willkommen ist. Für Jung genügt es nicht, dem Schuldigen zu sagen: "Gott hat dir schon vergeben. Nimm es nicht so tragisch!"
Wer wirklich Schuld auf sich geladen hat, der braucht ein Ritual. Das Ritual reicht bis in die Tiefen des Unbewussten. In unserem Unbewussten gibt es Blockaden, die uns daran hindern, an die vergebende Liebe Gottes zu glauben. Das Ritual der Vergebung, das wir in der Beichte erfahren, löst diese Blockaden auf. Es lässt uns in der Tiefe unserer Seele daran glauben, dass wir bedingungslos angenommen sind.
Wenn wir über uns sprechen, dann erzählen wir meistens unsere Großtaten. Wir stellen uns selbst gut dar. Doch das tut unserer Seele nicht gut. Jung meint, es gehöre zur Gesundheit des Menschen, seinen Tugendstolz aufzugeben und das Bekenntnis seiner fehlbaren Menschlichkeit abzulegen.
Ein wirklicher Freund ist der, vor dem du auch über deine Schwächen reden kannst. In der Beichte kannst du ehrlich über dich reden. Du musst dich nicht künstlich klein machen oder dich selbst entwerten. Du erzählst einfach, was dich bewegt und wo du mit dir unzufrieden bist, wo du dich selbst nicht annehmen kannst. Schon das Gespräch befreit dich.
Der Priester wird dich nicht bewerten
Der Priester wird dich nicht bewerten oder beurteilen. Er wird dein Bekenntnis Gott hinhalten und dir von Gott her die bedingungslose Annahme zusagen. Im Beichtgespräch wird er dir die Absolution erteilen, indem er dir die Hände auf den Kopf legt. Du erfährst dann mit Leib und Seele, dass du ganz und gar von Gott angenommen bist, dass seine heilende und versöhnende Liebe alles in dir durchdringt, auch die dunklen Bereiche deines Inneren, die du selbst nicht so gerne anschaust.
So kann die Beichte dich innerlich aufrichten und dich befreien von dem Zwang, dich immer besser darstellen zu müssen, als du bist. Du darfst sein, wie du bist. Es ist gut so, wie du bist. Du bist ganz und gar von Gott angenommen und geliebt.
Von Anselm Grün
Hinweis
Übung
Wenn du dich für die Beichte vorbereitest, kannst du dir einen Beichtspiegel durchlesen. Du kannst dich aber auch einfach still hinsetzen und in dich hineinhorchen.
Fühlst du dich stimmig mit dir?
Wo bist du unzufrieden mit dir?
Wo lebst du an dir vorbei?
Wo wirst du gelebt, anstatt selbst zu leben?
Was möchtest du eigentlich mit deinem Leben?
Darüber kannst du mit dem Priester sprechen.
Wenn es dir schwer fällt, zur Beichte zu gehen, dann schreibe einen Brief an Gott und antworte ihm auf diese Fragen. Lese diesen Brief dann laut Gott vor und verbrenne ihn langsam.
Wenn es dir möglich ist, bitte einen Priester um ein Beichtgespräch. Dann kannst du ohne Zeitdruck über dich sprechen und in der Absolution erfahren, dass das Alte vergangen ist und Neues in dir werden kann.