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Jesus auf dem Kopf

Ein Ostergespräch im Hausflur

In meiner alten Pfarrei gab es einen kleinen Jungen, der ab und zu klingeln kam, um dem Pfarrer oder mir ein Geschenk zu überreichen. Dieses Mal war ich wieder an der Reihe und bekam ein sehr schönes, selbst gemaltes Bild von ihm.

Kaplan Marko Dutzschke

Einige Tage zuvor hatte ich im Keller unseres Pfarrhauses eine Überraschung erlebt. Dort stand hinter allerlei Gerümpel eine alte Auferstehungsfigur. Über die Jahre war sie schmutzig geworden, die Farbe war verblichen und der Auferstandene hatte ein paar Finger eingebüßt, aber sonst war die alte Figur immer noch sehr schön. Wer mich kennt, weiß, dass ich an so einem Schatz nicht vorbeigehen kann. Also verließ der auferstandene Herr sein Verlies im Keller, wurde notdürftig von Staub und Schmutz befreit und bekam einen Ehrenplatz im Flur der Pfarrwohnung. Ich denke, da steht er noch heute und begrüßt die Gäste des Pfarrers mit der Botschaft vom Leben.

Diese Neuigkeit fiel auch meinem kleinen Besucher auf. Während ich mir Mühe gab, auf meinem neuen Bild den Pfarrer und den Kaplan zu finden, stand er vor der Figur und nahm sie in Augenschein. Warum steht Jesus auf dem Kopf? fragte er. Der Auferstandene ist mit dem linken Fuß auf einem Totenkopf stehend dargestellt. Ich erkläre ihm, dass es kein Kopf sondern ein Schädel ist. So einer, wie ihn die Piraten auf ihrer Flagge haben. Sofort bekomme ich die Frage berichtigt zurück: Und warum steht Jesus auf dem Schädel?

Eine Antwort muss her, die den Kleinen zufriedenstellt. Aber so genau hatte ich mir meinen neuen Schatz noch nicht angesehen. Jesus tritt den Tod mit Füßen. Mir fällt die biblische Erzählung von der Schlange im Paradiesgarten ein. Zur Strafe für ihre Verführungskünste muss die Schlange kriechen. Sie wird den Menschen in die Ferse beißen und die Menschen werden ihr auf den Kopf treten (Genesis 3).

Wie die Schlange kriecht der Tod um uns Menschen herum und wird einmal zubeißen. Jesus, der Menschensohn, hat den Tod am Kopf getroffen und ihm ein für allemal das Genick gebrochen. Der Menschensohn hat gewonnen und mit ihm alle Menschen. Der Tod kriecht weiter herum; er beißt weiter zu, aber er kann den Menschen das Leben nicht mehr nehmen. Jesus hat ihm die Zähne gezogen. Ich würde gern bei meinen Gedanken bleiben. Aber da steht immer noch mein Besucher und wartet auf eine Antwort.

Ich sage ihm: Jesus ist der Gewinner. Er hat mit dem Tod gekämpft und ist Sieger geblieben. Und das Beste daran: Wir haben auch gewonnen. Denn der erste Preis ist das Leben. "Dann ist Jesus ja ein ganz Toller!", sagt der Junge. Und da hat er Recht!

Kaplan Marko Dutzschke, Cottbus

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