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Schubs im richtigen Moment

Zu Ostern empfangen in Zeitz 14 Erwachsene das Sakrament der Firmung

Zeitz. Acht Taufen und 14 Firmungen in Zeitz wird es in diesem Jahr eine besondere Osternacht geben.

 In der Osternacht tauft Bischof Gerhard Feige in Zeitz Christiane Hanfland (links) und Corinna Scheithauer (rechts). Insgesamt14 neue Mitglieder kann Pfarrer Sommer (Mitte) dann zur Gemeinde zählen.

Manchmal wartet Pfarrer Norbert Sommer einfach nur auf den richtigen Moment. Das ist der Augenblick, in dem lediglich ein letzter "Schubs" nötig ist - ein Anruf etwa, dass wieder ein neuer Vorbereitungskurs für die Taufe beginnt. "Manche zögern nicht eine Sekunde", sagt Sommer. Aber die meisten kämen dann doch von selbst, ohne einen Anruf des Pfarrers. In der Osternacht empfangen im Zeitzer Dom St. Peter und Paul 14 Erwachsene das Sakrament der Firmung. Acht von ihnen werden neu getauft, von den restlichen sechs wollen jeweils drei konvertieren oder haben die katholische Taufe bereits empfangen. 14 Firmungen und acht Taufen in der Osternacht, das hat Pfarrer Sommer in seiner Zeit in der Zeitzer Gemeinde noch nicht erlebt. "Wir haben in den vergangenen

14 Jahren höchstens ein, zwei Erwachsenentaufen jährlich gehabt", sagt er. Warum es in diesem Jahr so viele sind, liege vermutlich an einem Zusammenspiel der Ursachen. "Es dauert eine Weile, bis eine solche wichtige Entscheidung gereift ist", sagt Sommer. Doch macht er zumindest für ein Drittel der Neuaufnahmen in die Gemeinde den katholischen Kindergarten verantwortlich. Zu dessen 50. Jubiläum vor einigen Jahren bekam jedes Kind eine Kinderbibel geschenkt. "Daraus wollten die Kinder abends natürlich vorgelesen haben, und manche Mütter sind so zum ersten Mal mit der Bibel in Berührung gekommen."

Auch in die Familie von Christiane Hanfland hat ein Kind den Glauben mitgebracht. "Meine Nichte geht in den katholischen Kindergarten, sie betet auch zu Hause und singt Lieder, die sie in der Kita gelernt hat", sagt die 32-Jährige. "Gott gab es früher bei ihr daheim nicht. Aber als vor drei Jahren ein mir sehr nahe stehender Mensch erkrankt ist, sind meine Zwillingsschwester und ich immer in den Dom gegangen und haben gebetet." Als die Krankheit überstanden war, beschloss ihre Schwester, nicht nur in schlechten Zeiten auf Gott zu vertrauen, und ließ sich taufen. "Bei mir dauerte es dann aber noch, bis ich mich wirklich damit identifizierte." Jetzt nimmt die Krankenschwester seit einem Jahr Unterricht, empfängt in der Osternacht die Taufe und lässt zwei Wochen später auch ihre vierjährige Tochter taufen.

Ein medizinisches Wunder wurde auch für Corinna Scheithauer zu einem Gotteswunder. "Meine Mutter erholte sich vor ein paar Jahren überraschend und vollständig von einer schweren Hirnblutung", erklärt die Verkehrstechnologin. "Da war für mich klar: Natürlich gibt es Gott." Zwar war ihre Mutter evangelisch getauft und die 34-Jährige selbst ging als Kind in einen evangelischen Kindergarten, jedoch habe sie den Glauben nicht gelebt. "Dann lernte ich 1989 meinen Mann kennen, der katholisch ist, und bin dann langsam in den Glauben hineingewachsen." Außer ihr haben noch weitere vier der 14 Firmlinge einen katholischen Ehepartner.

Das Gefühl der Zugehörigkeit sei schon lange dagewesen, so Corinna Scheithauer. "Aber der Zugang zu den Sakramenten noch nicht", wirft Pfarrer Sommer ein. "Das stimmt", sagt Christiane Hanfland. "Ich freue mich, endlich an der Eucharistie teilzunehmen. Weihnachten war ich sehr traurig, dass ich das nicht konnte." Sie spüre, wie sie in der Gemeinde willkommen ist. "Die Leute sind so froh, dass Jüngere sich zum Glauben bekennen." Die 14 neuen Gemeindemitglieder werden in einen der kleinsten Gemeindeverbünde aufgenommen. Unter den rund 1800 Katholiken haben sich 16 aktive Familienkreise gebildet. Pfarrer Sommer freut sich sichtlich über den Zuwachs. "Da war wohl der Heilige Geist da", sagt er. "Und ich hoffe, dass zumindest der harte Kern der Neugetauften sich weiterhin trifft und so gut zusammenhält."

Von Katharina Handy

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