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Erstmals polnische Saatreiter

Neues Buch aus dem Oberlausitzer Verlag beschreibt 380-jährige Geschichte des Ostersaatreitens

Ostritz (gd/tdh). Der Neustädter Hobbyhistoriker Dr. Gerhard Brendler hat zu Ostern ein Buch über das Ostersaatreiten in Ostritz vorgestellt. Die Tradition, die der Autor einst selbst aktiv gepflegt hat, besteht seit 380 Jahren.

Pfarrer Norbert Hilbig mit dem neuen Buch über Ostersaatreiter, rechts Buchautor Dr. Gerhard Brendler

Die Geschichte des Ostersaatreitens ist in dem 168 Seiten starken Bildband zusammengefasst und wird immer wieder in Bezug gesetzt zum sorbischen Osterreiten. Wie die Sorben wollen die Ostritzer Saatreiter die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi in die Welt tragen, machte der Ostritzer Pfarrer Norbert Hilbig bei der Buchvorstellung deutlich. Darüber hinaus schließe der österliche Ritt die Bitte um Segen für Felder, Wiesen und Ställe ein. Eine 380-jährige Tradition des Saatreitens gäbe es sicher nicht, hätte nicht das Kloster St. Marienthal in schwierigen Zeiten "immer wieder seine schützende Hand über die Ostritzer Pfarrei gehalten", schätzt der Pfarrer ein, der selbst Jahr für Jahr in den Sattel steigt.

Auch während der Reformation und in den Wirren der Kriege hatten sich so stets Männer gefunden, die die Tradition am Leben hielten, geht aus dem Buch hervor. Mit 25 Reitern erlebte der Brauch im Kriegsjahr 1917 einen ersten Tiefpunkt. Im zweiten Weltkrieg fand das Saatreiten 1944 nur verkürzt statt. 1945 musste es - da die Risiken durch Jagdflieger nicht kalkulierbar waren - ganz ausfallen. Umso bedeutender der Neuanfang 1946: Trotz Flüchtlingsstrom und Chaos der Nachkriegszeit fanden sich 33 Reiter, die die Tradition wieder aufleben ließen. Zu allen Zeiten seien es an kritischen Punkten starke Persönlichkeiten gewesen, die das Saatreiten am Leben gehalten hätten, erläutert Gerhard Brendler. "Geritten wird", so habe die einfache Parole der tatkräftigen Pfleger des christlichen Brauchs gelautet, erzählt er. Zu DDR-Zeiten sei der Brauch durch die vielen Besucher, die alljährlich zur Prozession ins Kloster Marienthal strömten, zu einem starken Signal an die Staatsführung geworden.

Der erste urkundliche Eintrag über das Saatreiten ist eine Bier- Rechnung für die Saatreiter aus dem Jahr 1628, die im "Blumberger Stegebuch" festgehalten wurde. Die Ursprünge des heutigen Saatreitens in Ostritz gehen aber wohl auf fränkische Siedler zurück, die Anfang des 13. Jahrhundert in der Gegend heimisch wurden, erklärt der Hobby-Historiker. Das Saatreiten in Ostritz hat seinen eigenen Charakter. Schon in früheren Jahrhunderten ritten Katholiken und Protestanten gemeinsam. Fest in der Ökumene verankert ist der Brauch neuerdings wieder seit 1993. Neben den katholischen Priestern nehmen auch evangelische Seelsorger und Christen an dem Ritt teil. Im Gegensatz zu den Osterreiter-Prozessionen in der sorbischen Oberlausitz reiten in Ostritz selbst vereinzelt Konfessionslose mit. Unter den Reitern finden sich alle Berufsgruppen, vom Landwirt über den Handwerker bis zum Akademiker. Gebürtige Ostritzer, die andernorts wohnen und arbeiten, kommen zu Ostern für das Saatreiten zurück. Wie Martin Blaschke. Der gebürtige Ostritzer lebt heute in Hamburg. Zum Saatreiten allerdings kam er in die Heimat zurück, und saß - wie sein Vater Steffen Blaschke - hoch zu Ross. Jährlich sind bei den 90 bis 100 Reitern auch etwa fünf Neureiter im Zug vertreten.

Neben den Deutschen sollen künftig auch Polen und Tschechen an der österlichen Bittprozession teilnehmen. Einen kleinen Schritt in diese Richtung ist bereits getan. In diesem Jahr haben erstmals vier polnische Saatreiter teilgenommen. Ob eines Tages auch Frauen an der Prozession mitreiten dürfen, darüber wird unter den Teilnehmern noch diskutiert.

Gerhard Brendler: 380 Jahre Saatreiten in Ostritz-St. Marienthal 1628 - 2008; Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorf; ISBN 978-3-933827-80-7; 14,95 Euro.

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