Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Eine Chance für junge Leute

Podiumsdiskussion zur Caritas-Kampagne "Achten statt ächten

Erfurt (mb) Die Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Jugendlicher diskutierten Vertreter aus Politik, sozialen Verbänden und Einrichtungen bei einer Podiumsversnatltung zur Caritas- Kampagne "Achten statt ächten am 1. April.

Angespannt wirkte die 25-jährige Sabrina Rüdiger, als sie an das Redepult trat. Trotzdem sprach sie ganz offen über ihr Leben - die vielen Probleme und Tiefschläge, die sie erlebt hat: Schon früh erfuhr sie Gewalt in ihrer Familie. Mutter und Stiefvater prügelten sich, und auch sie lernte Konflikte mit der Faust zu lösen. Mit 14 Jahren kam sie ins Heim, mit 15 wurde sie schwanger. Durch ihre vermeintlichen Freunde kam sie in Kontakt mit Drogen und Alkohol.

Dass sie heute wieder auf eigenen Beinen steht und sich derzeit auf das Berufsleben vorbereitet, verdankt sie dem "Club Caritas" in Nordhausen. Dort gab man ihr die Kraft zurück, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie wünscht sich darum für soziale Einrichtungen wie den "Club Caritas", ausreichende finanzielle Unterstützung. Vor allem darf nicht an den Beratungsstellen gespart werden. "Nur so kann auch anderen Jugendlichen geholfen werden, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war."

Dem schloss sich Caritas-Direktor Bruno Heller entschieden an: "Was wir brauchen, ist eine verlässliche Finanzierung sozialer Projekte, um langfristige Hilfe für betroffene Jugendliche bereitstellen zu können." Heller kritisiert die Kurzatmigkeit politischer Programme.

Norbert Klodt, Sozialarbeiter im "Club Caritas", fordert Gesetze, die eine individuelle Betreuung ermöglichen. "Wenn wir den Jugendlichen helfen sollen, müssen uns die Gesetze den nötigen Spielraum lassen." Thüringens Sozialminister Klaus Zeh (CDU) zeigte sich zwar offen für solche Forderungen, denn "selbstverständlich steht das Schicksal des Einzelnen im Vordergrund, da in jedem Menschen etwas Besonderes steckt". Der Minister will zwar an möglichst individuellen Maßnahmen für betroffene Jugendliche festhalten, schränkte aber ein, dass Gesetze nicht jeden Einzelfall abdecken könnten. Minister Zeh sah die Landesregierung zudem nicht in der Lage, zusätzliche finanzielle Mittel bereitzustellen. Hier seien die Einrichtungen gefragt, "passgenauere Lösungen" zu erarbeiten. Eine längerfristige Planung des Haushaltes, wie es Heller gefordert hatte, sei nicht zu leisten.

Doch ist nicht nur die finanzielle Unterstützung für soziale Einrichtungen wichtig. "Man darf nicht vergessen, dass nur durch den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern auf breiterer Basis Unterstützung für die Jugendlichen bereitgestellt werden kann. Es ist unbedingt notwendig, dass Land und Kommunen den ehrenamtlichen Helfern größte Anerkennung entgegenbringen", so die Meinung von Guido Kläser, Leiter des Sozialamtes in Erfurt.

In einem waren sich die Podiumsteilnehmer einig: Der Austausch zwischen Verbänden, Einrichtungen und Vertretern der Politik ist sehr wichtig. Sollen Gesetze zustande kommen, die der Situation hilfsbedürftiger Jugendlicher gerecht werden, müssen die Erfahrungen der Verbände und sozialen Einrichtungen in das Verfahren der Gesetzgebung einfließen.

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps