Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Lernen! Gott braucht mich.

Gruppe aus dem Gemeindeverbund Burg - Gommern - Lohburg dachte über ihren Glauben nach

Gommern / Burg. Unter dem Motto "Ein Buch entsteht sind die Gemeinden des Bistums eingeladen, ihre Erfahrungen mit dem Glauben aufzuschreiben. Am 4. April hat sich eine Gruppe im Gemeindeverbund Burg - Gommern - Lohburg damit befasst.

Mechthild Hasselberg, Gertrud Tippelt, Sabine Wille und Margarete Barth (von links) dachten mit Pfarrer Dietrich Hartmann über ihren Glauben nach. Einige Sätze von Mechthild von Magdeburg boten ihnen dabei Anregung. Ihre Überlegungen wollen sie in das Glaubensbuch aufnehmen, an dem derzeit die Gemeinden schreiben.

"Als Mensch brauche ich Gott. - Aber Gott braucht mich? Das fällt mir schwer nachzuvollziehen." Mechthild Hasselberg (46) aus Gommern spricht aus, was auch die anderen Frauen denken und was auch Pfarrer Dietrich Hartmann (63) empfindet.

Mit dem Gemeindeverbundsleiter und Frau Hasselberg sitzen Margarete Barth (74) aus Lübs, Gertrud Tippelt (76) aus Burg und Sabine Wille (42) ebenfalls aus Burg an diesem Freitagnachmittag im Gemeinderaum in Gommern zusammen. Vor ihnen steht eine große brennende Kerze mit dem Logo des Mechthildjahres auf dem Tisch. Daneben liegen unbeschriebene Bögen aus kostbarem Papier. Aus ihnen soll zusammen mit den Seiten aus den anderen Gemeindeverbünden ein Buch entstehen, das vom Glauben in der Diözese berichtet und das bis zur Bistumswallfahrt am 7. September fertig sein soll. Der Bischof hat die Aktion beim Neujahrsempfang angestoßen. Und auch der Gemeindeverbund Burg - Gommern - Lohburg ist eingeladen, sich zu beteiligen.

Als Anregung für das gemeinsame Nachdenken hat Pfarrer Hartmann einige Sätze aus Mechthilds Werk "Das fließende Licht der Gottheit" herausgesucht. Zuvor aber hat er die Frauen gebeten, zu überlegen und sich selbst eine Antwort auf die Frage zu geben: Wer bin ich in den Augen Gottes? Gut können sich die Frauen mit dem Satz Mechthilds anfreunden: "Ich tanze Herr, wenn du mich führst." Gott führt - oft unbemerkt - durch die Gebote, durch das Evangelium, in der Gemeinschaft der Gemeinde, - da sind sie sich weitgehend einig. Gott lässt die Menschen im Leben Wege finden. Diese Erfahrung haben sie alle gemacht. Schwieriger werde es da schon mit der Fortsetzung des Verses aus Mechthilds Buch, in dem sie Gott auffordert: "… soll ich sehr springen, musst du anfangen zu singen", sagt Sabine Wille.

Auch in Mechthilds Vertrauen auf Gott können sich die Frauen ganz gut hineindenken. "Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken, der Vogel in den Lüften nicht versinken … Gott hat allen Kreaturen das gegeben, dass sie ihrer Natur nach leben." "Das finde ich gut", sagt Frau Hasselberg. "Schwerer fällt es mir, mit Mechthild ehrlich zu Gott zu sagen: ,Ohne dich kann ich nicht mehr sein.‘ Und sehr fremd ist mir, was Mechthild von Gott schreibt: ,Gott spricht zur Seele: Frau Seele, ihr seid sehr in mich hinein erschaffen, dass zwischen mir und euch nichts sein kann ...‘" Frau Hasselberg: "Gott braucht mich, weil wir so eng zusammengehören? Das muss ich erst lernen zu verstehen, auch wenn ich auch Mechthild heiße".

... dass zwischen mir und euch nichts sein kann

"Mechthild macht sich viele Gedanken über ihre Beziehung mit Gott. Wer macht das heute schon?" fragt Frau Wille, als deutlich wird, dass Mechthild viel über sich und Gott nachgedacht hat. Den Frauen wird deutlich: "Wir leben in einer gottvergessenen Welt, auch wir Christen vergessen ihn."

"Hat Mechthild aus ihrem Gottvertrauen ihr Selbstvertrauen geschöpft?" gibt Pfarrer Hartmann zu bedenken. Sie denke jedenfalls sehr groß von Gott und vom Menschen: "Woraus bist du erschaffen, o Seele, dass du so hoch steigst über alle Kreaturen und dich mengst in die Heilige Dreifaltigkeit und doch ganz in dir selber bleibst?"

"Mechthild spricht mit Gott auf Augenhöhe", bringt es Frau Hasselberg auf den Punkt. "Wir können dies so nicht, Gott auf Augenhöhe begegnen." Auch Pfarrer Hartmann findet dies eine treffende Formulierung. "Wenn wir Christen hier in Sachsen-Anhalt heute ein solches Selbstbewusstsein wie Mechthild hätten, müsste doch manches besser zu machen sein … Dürfen wir uns nicht auch unter dem Blickwinkel Mechthilds sehen?"

Bei ihren Überlegungen kommen die Frauen auf ihre Erfahrungen mit dem Gebet zu sprechen. Gertrud Tippelt (76) berichtet, wie "inbrünstig" in ihrer Familie während der Flucht am Ende des Krieges gebetet wurde. Auch Margarete Barth (74) musste schlimme Erfahrungen der Flucht machen. Dabei hat auch sie mit dem Gebet gute Erfahrungen gesammelt, und tut dies bis heute und auch in schweren Situationen: "Im Gebet fühle ich mich geborgen. Ich bitte viel die Muttergottes um ihre Hilfe. Das war schon immer meine Ansprechpartnerin", sagt sie.

Jede der Frauen hat ihr eigenes Schicksal. Das wird immer wieder deutlich. Frau Wille etwa ist seit frühen Kindertagen nicht mehr in die Kirche gegangen. Als sie mit 25 ein Kind bekam, ließ sie dieses taufen und fand selbst wieder in die Gemeinde zurück: "Für mich war das befreiend, bei Gott angekommen zu sein. Ich wusste: Hier bist du zu Hause." Überzeugend kann sie so auch sagen: "Dass Gott mich liebt, ist für mich klar. Sonst hätte er doch nicht seinen Sohn für uns hingegeben." Wenn jemand aber jemanden liebt, möchte er doch mit ihm zusammen sein. "Braucht Gott also doch auch den Menschen? Wenn ich nicht bin, wäre das für Gott schlimm?" "Vielleicht klingt ,brauchen‘ zu sehr nach ,nutzen‘", gibt Frau Hasselberg zu bedenken. "Aber wenn ich ohne jemanden leben müsste, den ich liebe, wäre es für mich schon schlimm."

Gedanken für das Glaubensbuch des Bistums

Inzwischen ist die Zeit fortgeschritten. Auf den Seiten des Gemeindeverbundes für das Buch des Bistums steht noch nichts. Pfarrer Hartmann verspricht, das in den vergangenen drei Stunden Gesagte zu einem Text zusammenzufügen und ihn die Gesprächsteilnehmerinnen gegenlesen zu lassen. Schließlich wird noch überlegt, wer den Text auf die Buchbögen schreiben kann …

Von Eckhard Pohl

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps