Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Ostdeutsches Verdienst

60 Jahre deutsche Pax-Christi-Sektion: Ökumene ist heute selbstverständlich

Leipzig (mh). Die deutsche Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi wird in diesen Tagen 60 Jahre alt.

Zwar ist Pax Christi dem Namen und der Geschichte nach eine katholische Friedensbewegung. Ökumene aber ist für die deutsche Sektion inzwischen ganz selbstverständlich. Das zeigt sich unter anderem daran, dass unter den Mitgliedern viele evangelische Christen sind. Dass das so ist, ist für Joachim Garstecki der "wichtigste Beitrag, den die Ostdeutschen nach 1990 in die Bewegung eingebracht haben".

Garstecki, katholischer Theologe aus Ostdeutschland, war von 1991 bis zum Jahr 2000 Generalsekretär der deutschen Sektion. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass mancher Katholik zu DDRZeiten in Umwelt- und Friedensgruppen der evangelischen Kirche mitgearbeitet hat, weil es solche Aktivitäten in der eigenen Kirche nicht gab. Garstecki selbst war 20 Jahre Studienreferent für Friedensfragen beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Als es nach den Veränderungen der Friedlichen Revolution ein solches politisch-gesellschaftliches Engagement auch in der katholische Kirche gab - beispielsweise bei Pax Christi - war es nur selbstverständlich, dass diese Gruppen sich auch für evangelische Christen öffneten.

Am Anfang kaum vorstellbar, denn Pax Christi war ursprünglich "eine fromme katholische Wallfahrtsbewegung", sagte Garstecki bei einem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche anlässlich der 60-Jahr-Feier. Gegründet wurde die deutsche Sektion am 3. April 1948 im Marienwallfahrtsort Kevelaer. Vorausgegangen war der Aufruf französischer Katholiken zu einem "Kreuzzug zur Bekehrung Deutschlands" nach dem Zweiten Weltkrieg. Daraus entwickelte sich der Gedanke der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Das Mittel dazu war "das, was Katholiken können: Gebet und Wallfahrt" - ganz entsprechend einem Wort des Schriftstellers Reinhold Schneider: "Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten."

Vor allen in den 1960er Jahren vollzog sich der Wandel von einer Gebetsbewegung zu einer "politisch agierenden und argumentierenden Bewegung", so Garstecki. Seinen Ausdruck fand das etwa im praktischen Engagement gegen den Hunger in Ländern der Dritten Welt und dem Einsatz für Menschen, die in nationalsozialistischen Konzentrationslagern gelitten hatten. Hier liegen die Wurzeln des Hilfswerkes Misereor und das Maximilian-Kolbe-Werkes, sagte Garstecki. Pax-Christi-Mitglieder setzten sich für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze ein und engagierten sich in den 1980er Jahren in der westdeutschen Friedensbewegung.

1990 wurde mit etwa 70 Mitgliedern die Region Deutschland Ost mit Gruppen in Berlin, Dresden, Leipzig und Halle errichtet und damit der Schritt zu einer ökumenisch-christlichen Friedenbewegung gegangen, weil ausdrücklich evangelische Christen zur Mitarbeit eingeladen wurden. Die Themen, die für Pax Christi heute auf der Tagesordnung stehen, sind vielfältig: Sie reichen von Versöhnung innerhalb der Europäischen Union über die Auseinandersetzung mit politischem Extremismus und den Einsatz für Asylbewerber und Ausländer in Deutschland bis zur Gerechtigkeit in der Zwei-Drittel-Welt und dem Engagement für gewaltfreie Konfliktlösungen.

Internet: www.paxchristi.de/

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps