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Gott bleibt ein Geheimnis

Kardinal Lehmann eröffnet Ringvorlesung in Dresden

Dresden (as). "Diesseits des Schweigens. Wie von Gott sprechen? ist der Titel einer Ringvorlesung im Sommersemester in Dresden. Kardinal Karl Lehmann eröffnete die Reihe.

Kardinal Lehmann im Gespräch mit Zuhörern im Dresdner Haus der Kathedrale.

Die Last des Amtes ist von ihm abgefallen. Seit der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann nicht mehr Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, scheint er mehr Zeit zu haben, um öffentlich über den Glauben zu sprechen, theologisch nachzudenken und die Menschen anzuregen, Gleiches zu tun. So auch am 1. April in der Dresdner Hofkirche, wo Lehmann die Ringvorlesung "Diesseits des Schweigens. Wie von Gott sprechen? in Zusammenarbeit des Kathedralforums mit dem Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität eröffnete. Dass Lehmann an diesem Abend soviel Zuspruch erhalten würde, stand wohl zunächst nicht auf dem Plan der Veranstalter: Die Vorlesung musste kurzerhand vom Haus der Kathedrale in die Dresdner Bischofskirche verlegt werden.

Kardinal Lehmann stellt die Gottesfrage in der heutigen Zeit. In der Moderne zeige sich ein neues Suchen der Menschen, das sich in den verschiedensten Formen ausdrücke. Oft bleibe es aber bei einer allgemeinen "Suche nach Transzendenz, in der unklar sei, worauf sie sich eigentlich beziehe. Christen glauben an Gott. Wer aber oder was ist das? Ist der "Urgrund eine personale Größe oder anonymes Neutrum? Der Name Gottes werde auch vom Nichtglaubenden benutzt, in alltagssprachlichen Redewendungen, wodurch das Wort "eine schreckliche Konturlosigkeit bekomme.

Gott, so Lehmann mit dem gewohnten Scharfsinn des Theologieprofessors, sei aus Alltag und Sprache nicht zu eliminieren. Aber er ist der Unverstandene, das Geheimnis. Das Geheimnis jedoch wecke heute Misstrauen. Es ist etwas, was noch nicht bekannt ist, aber sich seit der Aufklärung vor dem Tribunal der Vernunft verantworten muss. Das Wort "Geheimnis sei deshalb in der neuzeitlichen Sprache immer negativer geworden. Dennoch gebe es im modernen Denken Zugänge zum Geheimnis, in der Phänomenologie zum Beispiel, wo versucht werde, das "Sehen nicht nur als Schauen, als "Sezieren zu verstehen und wo sich die Erkenntnis durchgesetzt hat: "Wir durchschauen nicht alles. Wir stecken selber immer schon in tiefen Bedingtheiten unseres Lebens.

Wie aber nähert sich der Mensch dem Geheimnis Gott, der in der Erfahrung vieler vor allem schweigt? Gott, so resümiert Karl Lehmann, kann das Schweigen brechen, aus seiner "Herrlichkeit heraustreten und sich mitteilen, indem er sich offenbart. Offenbarung aber setze das Geheimnis voraus. Lehmann: "Darum hat Gott auch eine letzte Freiheit, ob und wie er sich in der Offenbarung der Welt zuwendet. Jesus habe einen neuen Umgang mit Gott gelehrt, den vertrauten Umgang des "Abba vorgelebt. Das bedeutet "sich-geborgenwissen, wohl aber "mit Abstand und Respekt, Gehorsam und Ergebung. Gott wird Geheimnis bleiben. "Wir können das Wort Gott nicht reinwaschen, schließt der Kardinal mit einem Wort Martin Bubers. "Und wir können es nicht ganz machen, aber wir können es, befl eckt und zerfetzt wie es ist, vom Boden erheben und aufrichten über einer Stunde großer Sorge.

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