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Ein Stück Thüringer Geschichte

Ausstellung "Für Gott und die Welt: Franziskaner in Thüringen ist in Mühlhausen zu sehen

Mühlhausen. Die Franziskaner in Thüringen sind das Thema einer Ausstellung in Mühlhausen. Unter dem Titel "Für Gott und die Welt spannt sie einen Bogen über 800 Jahre Geschichte.

Heute gibt es neben einigen franziskanisch geprägten Schwesterngemeinschaften mit dem Kloster auf dem Hülfensberg im Eichsfeld nur noch eine einzige Franziskanerniederlassung in Thüringen. Aber der 1209 von Franz von Assisi gegründete Orden hat in der Region jahrhundertelang eine herausragende Rolle gespielt. Einen Eindruck davon vermittelt die zurzeit im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche in Mühlhausen zu sehende Ausstellung "Für Gott und die Welt: Franziskaner in Thüringen". Erarbeitet wurde die Ausstellung mit der Fachstelle Franziskanische Forschung in Münster/Westfalen. 800 Jahre Geschichte werden hier lebendig: von den Anfängen des Ordens an der kleinen Kapelle Portiunkula in Assisi, die als Nachbildung im Zentrum der Ausstellung steht, bis zu einer Übersicht über das Wirken franziskanisch geprägter Ordensgemeinschaften im heutigen Thüringen.

Schon zu Lebzeiten von Franziskus


Die Geschichte der Franziskaner in Thüringen beginnt früh: Noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus sind seine Brüder in dieses Gebiet gekommen. Sie ließen sich in Erfurt, Eisenach, Gotha, Mühlhausen und Nordhausen nieder. Eines der bekanntesten baulichen Zeugnisse für die frühe Zeit ist die Ruine der Barfüßerkirche in Erfurt (im Zweiten Weltkrieg zerstört), die als Modell in der Ausstellung zu sehen ist. Eine besonders bekannte Thüringerin aus diesen Jahren, die sich vom franziskanischen Ideal anstecken ließ, sich aber nie der Gemeinschaft offiziell angeschlossen hat, ist die heilige Elisabeth.

In der Ausstellung sind etwa 100 Exponate von 40 Leihgebern zu sehen. Gezeigt werden Urkunden, Bücher, liturgische Geräte und Kunstwerke, Ausgrabungsstücke und Kirchenmodelle. Eine Skulptur des heiligen Franziskus aus dem frühen 14. Jahrhundert aus der Erfurter Barfüßerkirche und ein Gemälde aus dem 15. Jahrhundert mit der Darstellung des Reformpredigers Bernardin von Siena aus Arnstadt gehören zu den bedeutendsten Stücken. Auch der Ausstellungsort selbst hat eine Beziehung zum Thema: Die 1806 profanierte Kornmarktkirche gehörte einst zum Franziskanerkloster der Stadt.

In sieben Abteilungen wird die wechselvolle Geschichte der Thüringer Franziskaner beleuchtet. Bis zur Reformation prägten sie das Leben in vielen Städten mit, denn die Entwicklung städtischen Lebens war ein Impuls für die Entstehung der Franziskaner und anderer Bettelorden. Die alten, vorher bestehenden Orden waren durch das Festhalten an ihren Regeln nicht in der Lage, auf die neu entstehenden Herausforderungen im gesellschaftlichen Zusammenleben zu reagieren. Ausführlich informiert die Ausstellung über franziskanische Lebensweise und Spiritualität: "Betteln, Beten, Bilden".

Am Vorabend der Reformation gehörten die Franziskaner zu den bedeutendsten gesellschaftlichen Kräften in den thüringischen Städten. Um ihre Klöster herum entwickelten sich Gebetsbruderschaften. Franziskaner waren beliebte Prediger und saßen an wichtigen Stellen des damaligen Bildungswesens, beispielsweise an der Universität in Erfurt. Allerdings entwickelten sich zu dieser Zeit auch Erneuerungsbestrebungen innerhalb des Ordens, die die Franziskaner vor innere Zerreißproben stellten. Die Schwächung dadurch war auch ein Grund dafür, dass in der Reformation alle Franziskanerklöster in Thüringen aufgehoben wurden.

Neubeginn im 17. Jahrhundert


Im 17. Jahrhundert setzte wieder franziskanischen Leben ein. Säkularisation und Kulturkampf bedeuten noch einmal schwere Einschnitte, letztlich aber bleibt franziskanisches Leben in der Region lebendig, auch weil im 19. und 20. Jahrhundert franziskanische Frauengemeinschaften mehrere Niederlassungen gründeten. Die Klöster der Ordensbrüder auf dem Hülfensberg und auf dem Kerbschen Berg (beide im Eichsfeld) haben besonders dazu beigetragen, das franziskanische Ideal über Nazi- und DDR-Zeiten hinweg zu erhalten. Heute stehen die noch existierenden Klöster wieder vor einer großen Herausforderung: dem Mangel an Nachwuchs.

Die Ausstellung ist bis 30. Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Im Verlag Ferdinand Schöningh ist ein umfangreicher Katalog erschienen.

Von Matthias Holluba

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