Glaubwürdig und attraktiv
Nach Bundesgartenschau-Präsenz verzeichnen Kirchen in Ostthüringen einen Image-Gewinn
"Öffentlichkeitsarbeit ist Missionsarbeit." Schon Jahre vor der Bundesgartenschau hatte der Geraer Dekan dafür geworben, die Chancen zu nutzen, die ein solches Großereignis für die hiesige Diasporakirche im Bistum Dresden-Meißen bietet: Hunderttausende Menschen, die freiwillig in die Region kommen, die Muße haben und die sich auch von der Kirche etwas erwarten. Schreiter plädierte stets dafür, sich dieser Herausforderung zu stellen - und sieht sich im Nachhinein bestätigt, wenngleich sich der Erfolg öffentlicher Präsentation schwer messen lässt.
Was ist übrig geblieben von 171 Tagen ökumenischer Präsenz im Buga-Kirchenzelt und zahlreichen kleinen und großen kirchlichen Buga-Veranstaltungen? Das Gestänge des Kirchenzelts steht noch immer auf dem ehemaligen Geraer Buga-Gelände, das am 26. April als Hofwiesenpark wiedereröffnet wird. Ute Rückert aus Gera und Dr. Ulrich Tröger aus Großenstein ließen sich von dem Kirchenzelt künstlerisch inspirieren. Das Rückertsche Gemälde hängt im Gemeindehaus der katholischen Elisabethpfarrei, der Klaus Schreiter vorsteht.
Die Stadt Gera hat die Verantwortung für die Wartung und Vermietung des Zeltes übernommen, das in den nächsten Tagen wieder vollständig aufgebaut wird. Rosenzelt soll es dann offiziell heißen, wegen der Blütenblätter, die den weißen Zeltstoff schmücken. Den Kirchen wurde zugesichert, es weiterhin mietfrei für ihre Veranstaltungen nutzen zu können. Erstmals werden sie das am Tag der Parkeröffnung bei einer ökumenischen Andacht um 17 Uhr tun.
In Ronneburg erinnern zwei Informationstafeln und die Pflanzanlage "Brotkorb der heiligen Elisabeth" an das Buga-Jahr, das zugleich Elisabeth-Jubiläumsjahr war. Der Winter hat die ersten Spuren der Verwitterung hinterlassen. Dekan Schreiter plant Gespräche mit der Stadt Ronneburg: "Dieser Erinnerungsort sollte unbedingt erhalten und weiter gepflegt werden", ist sein Anliegen.
Viele der über 200 ehrenamtlichen Helfer aus Geraer Gemeinden, die während der Buga-Zeit vor allem als Ansprechpartner für Gäste des Kirchenzelts zur Verfügung standen, haben sich während der letzten Monate gemeldet und weitere Mitarbeit angeboten: "Es war eine schöne Zeit. Was können wir noch tun?"
Die örtlichen Medien interessierten sich in den vergangenen Monaten nicht nur immer wieder für das weitere Schicksal des Kirchenzelts, hat Schreiter beobachtet. Sie seien generell an kirchlichen Themen interessiert und fragten nach kirchlichen Positionen zu unterschiedlichsten Fragen. "Das ist ein Trend, der sich während der vergangenen Jahre kontinuierlich verstärkt und der durch die Bundesgartenschau einen zusätzlichen Schub bekommen hat", glaubt er. Unter anderem sei die Kirche als glaubwürdiger Gesprächspartner zum Thema Ökologie wahrgenommen worden - nicht zuletzt wegen eines ökologischen Bau- und Sanierungsprogramms im Bistum Dresden-Meißen und wegen dem naturnahen katholischen Vorzeige- Kindergarten in Gera-Lusan.
Der Offene Kanal Gera bot den Kirchen kürzlich einen regelmäßigen Sendeplatz an. Das "Wort zur Woche" befindet sich bis Ende April im Probelauf und ist bis dahin täglich um 17.49 Uhr in dem regionalen Fernsehprogramm zu sehen.
Vom Internet-Auftritt des Kirchenzelts profitierten während der Buga-Zeit auch die Geraer Gemeinden. Die Homepage der St.- Elisabeth-Gemeinde habe jedenfalls wachsende Zugriffszahlen verzeichnet. Dabei interessierten sich die Besucher weniger für die Gottesdienstzeiten als für religiöse Hintergrundinformationen, beispielsweise über die Sakramente. Schreiter schließt daraus, dass die Nutzer zum großen Teil aus dem kirchenfernen Bereich kommen.
Ohne den Einsatz vieler Gemeinden und kirchlicher Initiativen hätte sich die Kirche nicht in so positiver Weise auf der Bundesgartenschau einbringen können, ist Pfarrer Schreiter überzeugt. Er wirbt dafür, katholischerseits künftig verstärkt auch Großveranstaltungen wie Sachsen- oder Thüringentage zu nutzen und dort Kraft, Geld, Ideen und Zeit in eine ansprechende Präsenz zu investieren.
Von Dorothee Wanzek