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Den Osten Europas im Visier

Ausstellung über die Präsenz des Deutschen Ordens in Halle und Aktivitäten weit darüber hinaus

Halle. "Helfen Heilen Wehren ist eine kleine Ausstellung überschrieben, die bis 20. Mai in der Moritzkirche in Halle gezeigt wird. Sie soll an das Engagement des Deutschen Ordens in der Saalestadt und in Osteuropa erinnern.

Die Aktivitäten des Deutschen Ordens in der Region Halle und von dort aus in Polen und dem Baltikum sind Thema einer Ausstellung in der Moritzkirche in Halle.

Halle war in mittelalterlicher Zeit Ausgangspunkt von Aktivitäten des Deutschen Ordens in Polen und im Baltikum. Dies machte Stefan Moeller vom Verein Corona Kunigundis IG Deutscher Orden (Halle) bei der Eröffnung der von seinem Verein erarbeiteten Ausstellung "Helfen - Heilen - Wehren" in der Saalestadt deutlich. Die Ausstellung in der Moritzkirche erinnert auf elf Tafeln an das Engagement des Ordens im Heiligen Land, im Königreich Armenien und vor allem in Preußen und darüber hinaus. Sie macht mit der Ballei (Provinz) Thüringen des Ordens und dabei besonders mit der Präsenz und den Aktivitäten in der Region Halle bekannt.

Halle war der östlichste Standpunkt des Ordens im Bezug auf dessen Aktivitäten im Osten, betonte Moeller. Die Erzbischöfe von Magdeburg sahen sich bei der Ausbreitung des Christentums und des Machtbereichs des Heiligen Römischen Reiches in Polen und Litauen in der Verantwortung. Beweggründe dafür reichten in die Zeit um das Jahr 1000 zurück, als Bischof Vunger von Posen vor dem Erzbischof von Gnesen nach Magdeburg fl oh, so Moeller. Um einen Anspruch auf die Oberhoheit des Erzbistums Magdeburg über Posen zu rechtfertigen, sei 1004 ein Papstprivileg erfunden worden, welches Posen zum Suffraganbistum Magdeburgs machte. 1131bis 36 habe es dann entsprechende Privilegien kurzzeitig tatsächlich gegeben, als das Erzstift politisches Zentrum der Eroberung ostelbischer Slawengebiete war.

Die sehr frühe Gründung des Deutschordenshospitals 1200 in Halle und damit des ersten Niederlassung des Ordens in Mitteldeutschland lag also im Interesse der geistlichen und politischen Expansionsbestrebungen der Magdeburger Erzbischöfe, betonte Moeller. Hospitäler seien in alter Zeit zuerst Anlaufpunkte für Reisende (also auch Richtung Osten) und Informationsbörsen und nicht Krankeneinrichtungen gewesen.

Dass es angesichts der frühen Gründung dann noch drei Jahrzehnte dauerte, ehe Halle tatsächlich Basis für entsprechende Unternehmungen Richtung Osten wurde, dürfte zum einen am Tod des engagierten Magdeburger Erzbischofs Ludolf von Kroppenstädt 1205 gelegen haben. Ursachen dürften aber auch die tiefe, lange Verstrickung des Erzstiftes in die militärischen Auseinandersetzungen des staufi sch-welfi schen Konfl ikts bis 1218 und der kostspielige Neubau des Magdeburger Domes gewesen sein, sagte Moeller. Die sich seit 1223 anbahnende Ansiedlung des Deutschen Ordens im zum Herzogtum Masowien gehörenden Kulmer Land am Unterlauf der Weichsel, an deren Zustandekommen Ordensbrüder aus Halle wichtigen Anteil hatten, sei durch innerpolnische Faktoren in Gang gekommen. 1231 erhielt der Orden dann das Kulmer Land und begann, die expansiven Prußen zu unterwerfen. 150 Jahre lang übten die Magdeburger Bischöfe in der Folge eine Oberhoheit über Polen und das Baltikum aus.

Die Ausstellung in der Moritzkirche in Halle ist außer montags zu sehen.

Von Eckhard Pohl



Historische Daten zum Orden in Halle

1190 Gründung des Deutschen (Hospital-) Ordens in Akkon im Heiligen Land

1198 zusätzlicher Ritterzweig zum Schutz der Pilger gegründet

1199 vom Papst bestätigt 1200 eröffnet der Orden ein Hospital in Halle

1203 Kapelle des Hospitals St. Kunigunde in Halle geweiht 1225 ist neben dem Hospital eine Kommende überliefert, der im Idealfall sechs Priester und sechs Ritter angehören sollten

1250 erwirbt der Orden das Patronat der Kirche in Zscherben. Darstellungen typischer Ordensheiliger (Maria, Georg) zeugen noch heute davon.

1290 Gebäude des Ordens in Halle erneuert.

1511 Niederlassung auf der Hafeninsel für 3650 Gulden an das Kloster Neuwerk verkauft

1535 Elisabeth-Kapelle geschleift, in der Neuen Residenz Kardinal Albrechts von Brandenburg verbaut (Komturei und Hospital dürften sich in der Hafenstraße befunden haben.)

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