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Mechthilds Buch in Magdeburg

Ausstellung "Minne Mut Mystik" macht mit der großen Begine, Poetin und Mystikerin bekannt

Magdeburg. Seit 20. April wird im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg in einer kleinen Ausstellung das Buch Mechthilds von Magdeburg "Das fl ießende Licht der Gottheit" gezeigt. Die Ausstellung verbindet dieses Werk Mechthilds mit ihrem Leben und geht auch auf dessen Rezeptionsgeschichte ein.
Mechthilds Buch wird in die Ausstellungsvitrine gelegt

Nun ist es soweit: Das Buch Mechthilds von Magdeburg "Das fl ießende Licht der Gottheit" wird in Magdeburg gezeigt. Es handelt sich dabei um die einzig erhalten gebliebene vollständige Abschrift von

Mechthilds Werk in oberdeutscher Sprache. Die Abschrift aus dem 14. Jahrhundert, die nun im Magdeburger Kulturhistorischen Museum zu bewundern ist, wird sonst in der Benediktinerabtei Einsiedeln in der Schweiz aufbewahrt. Mechthild schrieb ihr Buch in Niederdeutsch. Sie begann damit um 1250 in Magdeburg, der siebte und letzte Teil entstand nach 1270 in Helfta. Die Originalschriften Mechthilds gelten als verschollen.

Ausstellung trifft auf Sehnsucht nach Spiritualität

Bei der festlichen Eröffnung stellte Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) die Chancen einer solchen Ausstellung auch für junge Leute heraus: Keineswegs sei das Herangehen an die Welt heute so positivistisch und rational verfasst, wie gelegentlich behauptet werde. "Auch die Sehnsucht vieler junger Leute nach Spiritualität und ihr Interesse am Unbegreifl ichen zeigt, mit welchen Grenzen rein rationale Erklärungsansätze zu unserem Sein und zur Suche nach dem Sinn des Lebens konfrontiert sind." Die Resonanz auf die aktuelle Broschüre zum spirituellen Tourismus in Sachsen-Anhalt spräche Bände davon. Historisches Wissen und geistesgeschichtliche Auseinandersetzung seien insofern gute Vorkehrungen gegen diverse Formen fl acher

Esoterik oder gar okkulter Praktiken unter Jugendlichen.

Eines der mittelalterlichen Ausstellungsstücke zeigt einen Reigentanz.

Die Ausstellung "Minne Mut Mystik. 800 Jahre Mechthild von Magdeburg" versucht in drei Räumen eine Verbindung des Lebensweges Mechthilds mit ihrem Werk herzustellen. Mit Hilfe einiger archäologischer Funde aus dem Spätmittelalter, die in der Ausstellung gezeigt werden, wird den Lebensorten Burg, Stadt und Kloster nachgegangen. Die Exponate erzählen von ritterlicher Kultur und Minnesang auf der Burg, von sozialen und politischen Gegensätzen im alten Magdeburg und von auf Gott ausgerichtetem Leben im Kloster Helfta.

Detail einer Buchseite der gezeigten oberdeutschen Abschrift

Zudem wird vom Umgang mit dem Werk Mechthilds bis in die Gegenwart berichtet. Das ausgestellte Buch selbst ist Zeugnis dafür. Aber auch Bilder von der Magdeburger St.-Mechthild-Kirche und den darin befi ndlichen Skulpturen zu ihrem Leben geben darüber Auskunft. Abbildungen von einer Ausgabe der Comic-Zeitschrift Mosaik vom vergangenen Jahr, in der es um Kloster Helfta und Mechthild ging, zeigen eine weitere Form des Umgangs mit der berühmten Magdeburgerin.

Ein ebenfalls installierter Bereich mit Spiegeln lädt den Besucher ein, sich selbst ins Gesicht zu schauen und vor dem Beispiel Mechthilds darüber nachzudenken, was von einem selbst in dieser Gesellschaft gefordert sein könnte.

"Mit der Ausstellung wollen wir die historische Persönlichkeit Mechthild, aber auch den Aktualitätsbezug ihres Lebens und Wirkens kommunizieren", sagte der Leiter des Katholischen Büros, Stephan Rether, bei der Vorstellung der Ausstellung für Medienvertreter. Rether hat wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Mechthildjahres. Der Leiter des Projekts "800 Jahre Mechthild von Magdeburg", Ordinariatsrat Ulrich Lieb, erinnerte daran, dass Mechthild deutlich machen wollte: "Die Liebe ist der Weg, mit dem Gott seine Zuwendung zu uns Menschen ausdrückt."

Geschichte und Aktualitätsbezug

Professor Harald Schwillus von der Universität Halle wies darauf hin, dass Mechthild als Heilige verehrt wird, obwohl es keine Kanonisierung gab. In der Ausstellung werde sie als Heilige vorgestellt. Schwillus ist mit Archäologin Heike Pöppelmann vom Kulturhistorischen Museum maßgeblich für die Ausstellungskonzeption verantwortlich. Die Schau wurde nicht zuletzt durch Mittel des Landes ermöglicht, darauf wies Museumsdirektor Matthias Puhle hin.

Neben der eher geringen Zahl von Exponaten - es gibt außer dem Buch kaum etwas, das unmittelbar einen Bezug zu Mechthild hat - informieren eine Reihe von Texten, die von Zitaten aus Mechthilds Werk eingeleitet werden, allgemeinverständlich über die mutige Begine, Minne-Mystikerin und Poetin. An einem Bildschirm kann der Besucher durch das Buch aus Einsiedeln blättern. Für Schüler und Jugendliche gibt es spezielle museumspädagogische Angebote.

Mechthild in einer Ausgabe der Comic-Zeitschrift "Mosaik" 2007

Die Ausstellung ist bis 6. Juli 2008 zu sehen. In dieser Zeit wird "das fließende Licht" im Umkreis von zehn Kilometern des Kulturhistorischen Museums zu sehen sein: Ein von einem Sky-Beamer ausgesandter Lichtkegel strahlt während des Ausstellungszeitraums vom Museum hinauf in den Himmel.

Geöffnet: täglich außer montags 10 bis 17 Uhr. Mehr Infos:
www.mechthild-von-magdeburg.de; www.e-codices.ch

Von Eckhard Pohl

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