Zugang zum Glauben eröffnet
15 Magdeburger Stadtführer ließen sich in Sachen Christsein und Kirche weiterbilden
Für Stadtführer Rüdiger Börke waren die Magdeburger Kirchen bis vor Kurzem eher ein Buch mit sieben Siegeln. "Klar habe ich bei Führungen etwas über die baulichen Fakten etwa des Klosters unserer lieben Frau erzählt, sagt der 58-Jährige. "Doch über den geschichtlichen Hintergrund und die Anliegen des Christentums habe ich wenig gewusst. Das hat sich durch die Weiterbildung in Sachen Kirche geändert: "Ich habe verstanden, dass es mehr gibt als das alltäglich Normale, sagt der Ingenieur im Vorruhestand. "Es ist schwer zu beschreiben. Ich habe wohl eine Ahnung davon bekommen, dass der Glaube etwas bewirken kann.
Mit 14 weiteren Frauen und Männern hat sich Börke in den zurückliegenden Monaten mit Kirchengeschichte, sakraler Architektur, ihrem theologischen Programm und ihrer Bildersprache beschäftigt. Auch über den christlichen Glauben selbst, über die Sakramente und die Liturgie haben die größtenteils nichtchristlichen Stadtführer einiges gehört. Zudem ging es um Fragen der Vermittlung. Zwei Exkursionen führten die Teilnehmer zu den Klöstern auf der Huysburg und dem Petersberg bei Halle.
Die Weiterbildung "Kirche erleben und verstehen aus historischer und theologischer Perspektive fand bereits zum dritten Mal statt. Träger sind die Katholische und die Evangelische Erwachsenenbildung, die Magdeburger Otto- von-Guericke-Universität und die Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH.
Mit einer vorbereiteten Führung durch eine von vier Magdeburger Kirchen mussten die Stadtführer zum Abschluss der 68 Unterrichtsstunden umfassenden Weiterbildung ihre neu erworbenen Kenntnisse unter Beweis stellen. Börke etwa hatte seinen Part im Hohen Chor der Magdeburger Walloner- Kirche zu absolvieren: Nachdem einer seiner Kollegen im Hauptschiff bereits an die Geschichte des einstigen Gotteshauses der Augustiner-Chorherren und späteren Kirche der französischen Wallonen und seit der DDR außerdem der evangelischen Altstadtgemeinde erinnert hatte, stellte er seinen Prüfern und Mitstreitern im Hohen Chor den spätgotischen Altar vor, der dem Besucher sofort ins Auge fällt. Er erläuterte die dargestellten Szenen und Heiligen und erzählte auch, dass Teile des Altars 1986 auf einem offenen LKW von der Ulrichskirche in Halle nach Magdeburg transportiert werden mussten, weil sich kein anderes Fahrzeug fand. Auf die Liturgie immerhin ist der Ort Gottesdienstraum der evangelischen Altstadtgemeinde kam Börke nicht zu sprechen. Sein evangelischer Kollege hatte bereits im Hauptschiff der Kirche zum kurzen stillen Gebet am Nagelkreuz von Coventry eingeladen. Außerdem müsse in einer normalen zweistündigen Führung durch Magdeburg sehr viel gezeigt und über sehr unterschiedliche Dinge der Stadt informiert werden, sagt Börke im Nachhinein.
Im Gespräch betont Börke, dass er ein Stück verstanden hat, was Menschen in eine Kirche zieht: "Ich war Weihnachten erstmals im Dom. Er war voller Menschen. Ich hatte das Gefühl: Die Menschen suchen in unserer hektischen Zeit nach Ruhe, Ausgeglichenheit. Vielleicht muss man sagen: Sie suchen ihren Frieden. Börke ist dankbar, dass er die Weiterbildung absolviert hat: "Ich habe dadurch einen gewissen Zugang bekommen, den ich vorher nicht hatte. Das Wichtigste ist nicht der Kirchenbau, sondern was an geistigem Konzept dahintersteht. Die Ausbildung wird mir helfen, den Touristengruppen mit kirchlichem Hintergrund besser Rede und Antwort stehen zu können.
Im November fand auch eine Weiterbildung für Gästeführer der Region Halberstadt/Quedlinburg und im Februar dieses Jahres für ihre Kollegen aus Naumburg/Merseburg statt. Für den Herbst ist eine Weiterbildung für den Raum Halle geplant.
Mehr Infos: KEB Halle, Sabina Lenow, Tel. 03 45/5 22 00 23
Von Eckhard Pohl