Kerzen für den Klassenerhalt
FC Energie Cottbus bleibt erstklassig / Slowenischer Priester zündet zu jedem Spiel Kerzen an
"Fußball ist hier, Fußball sind wir, Fußball ist Eeenergie, hallt Gesang aus den Lautsprechern. Spannung knistert im Stadion der Freundschaft. Trainer Bojan Prasnikar (55) gibt seiner Mannschaft letzte Instruktionen. Er spornt sie an, er motiviert sie. Als der Slowene im September 2007 zu Energie Cottbus stieß, hatte er 120 Kilometer nördlich einen besonderen Fürsprecher.
"Boran kann gut integrieren. Disziplin ist seine Stärke. Egal, wo er schon trainiert hat er stellt sich immer vor seine Spieler, meint Priester Izidor Pecovnik (53), Pfarrer und Seelsorger der Slowenischen katholischen Mission in Berlin-Schöneberg. Seit Jahren kennt er Bojan Prasnikar. Er wertschätzt ihn als Mensch wie als Fußballer. Vor jedem Spiel zündet er eine Kerze für Energie Cottbus und für seinen Landsmann an. Prasnikar begann seine Fußball- Laufbahn 1964 bei NK Smartno. Obwohl sein Heimatort nur 900 Einwohner zählte, spielte er damals schon in der ersten slowenischen Liga. In der Saison 1975/76 wurde Stürmer Prasnikar dort Torschützenkönig. Er wechselte zu NK Olimpija Lubljana. Drei weitere Male war er Torschützenkönig.
Fast zur gleichen Zeit studierte Izidor Pecovnik Theologie in Lubljana und Maribor. Auch er spielte von Kindheit an mit Leidenschaft Fußball. "Es war die einzige Gelegenheit, sich auszutoben, Freunde zu treffen, entsinnt er sich an seine Kindheit in Vransko, im Savinja-Tal. Als Student bewunderte Izidor Pecovnik Stürmer Bojan Prasnikar. "Er war unglaublich schnell, zielstrebig, bis zur letzten Sekunde voll konzentriert. Sehr kopfballstark. Ein hochintelligenter Mensch. Ich kam damals als 33-jähriger Kaplan in seine Gemeinde in Smartno ob Paki, schildert der Priester. "Ich war Fan seiner Mannschaft. Oft traf der Kaplan später den Fußballer Bojan Prasnikar nach den Spielen. Sie tauschten sich aus. Sie wurden Freunde. "Wir wollten im Grunde das Gleiche Menschen Gutes tun, Erfahrungen an Kinder und Jugendliche weitergeben. Der Geistliche Pecovnik öffnete sich noch mehr dem Fußball. Der Fußballer Prasnikar öffnete sich noch mehr dem Glauben. Später kickten beide sogar zusammen bei Trhle Veje, einem Verein früherer Ligaspieler. "Das war eine große Ehre, erzählt Izidor Pecovnik. 1995 trennten sich ihre Wege für längere Zeit. Bojan Prasnikar war bereits Trainer. Mit NK Olimpija Lubljana errang er 1993 und 1994 zwei Meistertitel. Kurz nach Sloweniens Unabhängigkeit 1991 war er erster Nationaltrainer des Landes gewesen. Später, 1999 mit NK Maribor, gelang seiner Mannschaft sogar der Einzug in die Champions League.
Izidor Pecovnik kam 1995 über die Slowenische Mission nach Berlin. Heute ist er Pfarrer und Seelsorger für 3000 Katholiken der Slowenischen katholischen Mission Berlin und auch Seelsorger in der Gemeinde St. Norbert Berlin. Er ist auch Priester für 800 slowenische Katholiken der Gemeinde St. Bonifatius Hamburg-Weiher und für 500 slowenische Katholiken der Gemeinde St. Katharina in Hannover-Asel. "Sie schaffen den Klassenerhalt. Daran glaube ich fest, erzählt er mit leuchtenden Augen über Energie Cottbus. Izidor Pecovnik mag den Namen "Stadion der Freundschaft. Dort möchte er zu gern noch hin. Denn zeitgleich zu den Spielen der Cottbuser hält er oft heilige Messe in der St.-Elisabeth-Kirche, der Heimatkirche der Slowenischen katholischen Mission in Berlin. Zuvor unterrichtet er meist Religion für slowenische Jugendliche. Stets egal ob er während des Spiels in Berlin, Hamburg oder Hannover weilt zündet er eine Kerze für Energie Cottbus und Bojan Prasnikar an. Eine Kerze der Hoffnung für den Klassenerhalt der Mannschaft in der Fußball-Bundesliga. "Ich habe es ihnen gegönnt, erzählt er verschmitzt vom 2:0-Sieg der Cottbuser am 15. März gegen Bayern München.
Vor drei Jahren kam Izidor Pecovnik auch erstmals mit Sorben aus der Lausitz in Kontakt. Landsmann Professor Bostjan Dvorak organisierte einen Abend über Kultur, Sprache und Folklore der slawischen Minderheit. "Es ist erstaunlich, meint der Priester fasziniert. "Nur im Slowenischen und Sorbischen gibt es den Dual (die Zweizahl). Dass sich die Sorben in Deutschland über Jahrhunderte ihre Sprache bewahrt haben, ist bewundernswert.
Von Andreas Kirschke