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"Das ist meine fünfte Kirche

In Cottbus fand am Pfingstsonntag zum sechsten Mal die "Nacht der offenen Kirchen statt

Cottbus (ks). Bei der "Nacht der offenen Kirchen kamen auch viele Menschen in die Gotteshäuser, die nicht an Gott glauben.

Offene Kirchen in Cottbus: In der Nacht von Pfingstsonntag zu Pfingstmontag standen die Türen vieler Kirchen den Nachtschwärmern offen.

Die sechste Nacht der offenen Kirchen am Pfingstsonntag brachte Bewegung in die Stadt. Kleine Gruppen pendelten von Kirche zu Kirche. Bewegt und vielfältig waren auch die Programme, die die 14 Cottbuser Kirchgemeinden vorbereitet hatten. Es gibt keinen Zwang zu Andachten oder anderen Frömmigkeitsübungen. Musik, Bilder sind da noch am unverfänglichsten, um die Schwellenangst zu überwinden. "Das ist meine fünfte Kirche", sagt eine junge Frau. Sie sei selbst Atheistin. Auf die Frage, was denn das Bewegendste bisher gewesen sei, zeigt sie spontan auf eines der aussagekräftigen Plakate von Herbert Kolloch und sagt: "Das hier", macht schnell noch ein Foto und verschwindet in der Nacht.

International ging es in der methodistischen Kirche - dicht an der Uni gelegen - zu. Hier ist jeden zweiten Sonntag Gottesdienst in englischer Sprache. Da kommen Studenten unterschiedlicher christlicher Glaubensrichtungen. Und schon stehen vier Frauen, in afrikanische Gewänder gekleidet, auf, schreiten im Tanzschritt zum Altar und loben Gott und den Heiligen Geist in englischer Sprache. Am Klavier die Koreanerin Sar Ssack Shin. Mit brillantem Spiel begleitet sie sich zum Lied in ihrer Muttersprache: "Ich bete mit Jesus". Kaum hat Pastor Sven Tiesler die Besucher mit der Bitte, den Glauben im täglichen Leben umzusetzen, verabschiedet, kommt ein Shuttlefahrer, um Gäste in eine der anderen Kirchen zum nächsten Halbstundenprogramm zu fahren. Die Oberkirche St. Nikolai stellte das Leben Johann Hinrich Wicherns vor. Im Zehn- Minuten-Takt werden Kurz-Impulse zum Wirken dieses großen evangelischen Sozialpädagogen gegeben. Kinder, Jugendliche, Chor, Sprecher, Soloinstrument sind in die Gestaltung einbezogen. Auch hier im Stadtzentrum ständiges Kommen, Gehen und Schlendern zwischen Schauwänden, im Kreis stehenden Stühlen und gastlichen Tischen, die zum Imbiss einladen. Anders in der nahe gelegenen Klosterkirche. Das 100- jährige Jubiläum der renovierten "Sauer-Orgel" ist in die Nacht der offenen Kirchen eingebunden. Dezent wird um Ruhe geben. In einer Seitenkapelle lädt eine moderne Engelskulptur zur stillen Meditation ein. Im Hauptschiff braust die Orgel auf und intoniert "Komm Schöpfer Geist kehr bei uns ein", eben Pfingsten. Gut 100 Zuhörer, darunter sehr viele junge Leute lauschen den zarten und den kräftigen Klängen des Instruments.

Ebenso viele in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, der Kreuzkirche. Ein Gospelchor hat die zahlreichen Besucher angelockt. Pfarrer Hinrich Müller spricht in seiner Begrüßung vom "Bewegtsein" durch den Heiligen Geist und nennt Pfingsten das Fest der "Geistesgegenwart." In Deutsch und Englisch wird der Geist in der sehr schön renovierten und für diese Nacht illuminierten Kirche besungen.

Eine bewegende Nacht, hinter der viel Engagement von Ehrenamtlichen stand. Pfarrer Hinrich Müller, der Koordinator zwischen den Gemeinden im Auftrag des ökumenischen Arbeitskreises, läuft vor seinem ersten Halbstundenprogramm gegen 20.30 Uhr noch aufgeregt hin und her, selbst gespannt, wie denn der Abend verlaufen wird: "Ganz neue, die noch nie in einer Kirche waren, werden immer weniger. Wir wollen einfach offen sein, mit unsern Herzen und mit unsern Türen."

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