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Napoleon machte es möglich

Vor 200 Jahren konnte in Halle nach der Reformation wieder eine katholische Pfarrei entstehen

Halle. Am 24./ 25. Mai wird in Halle an das 200-jährige Wiederbestehen einer katholischen Pfarrei in der Stadt nach der Reformation erinnert.

Von 1755 bis 1896 war mit Unterbrechungen der einstige Bildersaal der Neuen Residenz der Gottesdienstraum der katholischen Gemeinde in Halle. Der Saal wird seit 1934 in Verbindung mit der Universität als Ausstellungsraum des Geiseltalmuseums genutzt . Der jetzige Zustand stammt aus den 1950er Jahren.

" "Die Errichtung der Pfarrei Halle am 1. Januar 1808 ist nicht auf ein ausdrückliches Dokument zurückzuführen. Doch faktisch wurde und wird dieser Tag als Gründungsdatum angenommen", betont Herbert Schmeja, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Saalestadt beschäftigt.

Wie kam es dazu? "Nach Einführung der Reformation in Halle 1541 war das katholische Leben nach und nach praktisch auf Null reduziert worden", sagt Schmeja. 1564 hatten als letzte katholische Geistliche die Franziskaner Halle verlassen müssen.

Erst mit der Gründung der Universität 1694, die auch katholische Studenten besuchen, beginnt sich wieder k atholisches Leben zu entwickeln, sagt Schmeja. 1710 wird eine katholische Missionsstation für den Raum Halle, Merseburg, Weißenfels, Gera, Altenburg und Zeitz errichtet. 1717 wird Halle Regimentsstadt - Religionsfreiheit ist bei der Anwerbung der Rekruten in allen deutschen Ländern entscheidendes Lockmittel. Auch zureisende Händler und Handwerker sind k atholisch. So kommt es zunächst im privaten Raum zur Feier der heiligen Messe.

1723 wird im Haus "Zum Kühlen Brunnen" dafür ein Saal zur Verfügung gestellt. 1755 erhalten die Katholiken den so genannten "Bildersaal" in der Neuen Residenz. 1782 wird der Raum nach Veränderungen als Kapelle eingeweiht. Er besitzt drei Altäre und eine Orgel. Der Gottesdienst muss jedoch in aller Stille ohne Läuten von Glocken und ohne Prozessionen stattfi nden. Zudem ist es untersagt, Menschen zum k atholischen Glauben zu bekehren.

"Veränderungen ergeben sich durch die Napoleonischen Kriege gegen Preußen als Folge der Schlacht bei Jena und Auerstedt, besser Hassenhausen", so Schmeja. Nach dem Frieden von Tilsit entsteht am 1. September 1807 das Königreich Westfalen, Halle gehört dazu. König Jérôme, Bruder Napoleons, residiert in Kassel- Wilhelmshöhe und lässt das Land im Sinne der französischen bürgerlichen Revolution ordnen. "In der Folge nimmt die katholische Gemeinde ab 1. Januar 1808 die durch den Code civil Napoleons garantierte ungehinderte und den evangelischen Gemeinden gleichgestellte Religionsausübung in Anspruch", sagt Schmeja. "Dies wird im Schriftwechsel und hinsichtlich der Finanzierung von den zuständigen Behörden akzeptiert. Eine eigentliche Ernennungsurkunde gibt es nicht."

Erster, vom Staat bezahlter Pfarrer ist der Leiter der Missionsstation und Franziskaner Franz-Joseph Vahron. Als Pfarrkirche dient ab 1812 weiterhin der frühere Bildersaal. Die Kirche wird (nach dem Namen des Königs Jérôme?!) dem heiligen Hieronymus geweiht. Erst 1896 k ann die katholische Pfarrgemeinde dann in die eigene, neu errichtete Kirche St. Franziskus und St. Elisabeth ziehen.

Von Eckhard Pohl

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