Sangerhäuser erinnern an Jutta
Jutta sorgte wie Elisabeth für Arme und Kranke / Juttatafel machte Aktualität ihres Dienstes deutlich
In Sangerhausen erinnert einiges an die selige Jutta von Sangerhausen: Der nach ihr benannte Platz vor der Ulrichskirche, die Kapelle in der Herz-Jesu-Kirche, das Jutta- Zentrum des "Frauen-Ort-Projektes" Sachsen-Anhalt und eine Rose tragen ihren Namen. Vom 5. bis 7. Mai wurden mit Gästen aus dem polnischen Chelmza (Kulmsee) die Jutta-Tage begangen. Anlass dafür ist jedes Jahr die Erinnerung an ihren Todestag am 5. Mai (?) 1260. Organisiert wurde das Fest durch den Jutta- Arbeitskreis.
Leben und Wirken Juttas und ihre Zeit standen während der Festtage auf unterschiedlichste Weise im Mittelpunkt. Dabei sind biografische Fakten zu Jutta rar: Viele Legenden entstanden nach ihrem Tod. Sie lebte in Sangerhausen, fand ihre geistige Inspiration in der Sankt-Ulrichs-Kirche. Deshalb wurde jetzt auch das romanische Bauwerk in den Mittelpunkt gerückt. Hier begann eine Stadtführung, fanden ein Malwettbewerb sowie das Abschlusskonzert mit Musik und Texten aus der Jutta- Zeit statt.
Jutta steht in der geistigen und zeitlichen Nachfolge Elisabeths von Thüringen (1207-1231), die bereits 1235 heiliggesprochen wurde. Die Begine Mechthild von Magdeburg (1208-1282/94) nennt sie "Swester Jutte von Sangerhusen". Als junge Witwe verschenkte Jutta ihren Besitz. Später zog sie in die Gegend von Kulmsee/ Chelmza (Westpreußen), um dort als Einsiedlerin zu leben und Kranke zu pflegen. Mit 40 Jahren starb sie und wurde wahrscheinlich im Dom von Kulmsee begraben. Sie soll als Patronin von Preußen gegolten haben. In Chelmza wird Jutta nach wie vor verehrt.
Zu den Höhepunkten der Jutta- Tage gehörte der ökumenische Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. Er wurde von Pfarrer Gerald Sommer, Superintendent Gottfried Appel und dem polnischen Gast Pfarrer Pawel Dabrowski geleitet. Die Gottesdienstbesucher hatten davor und danach die Möglichkeit, die neu gestaltete kleine Jutta-Kapelle zu besuchen. Bereits zu Pfingsten hatten mit Heinrich und Rita Watzke wieder Vertreter der Herz-Jesu-Gemeinde an Erinnerungstagen für Jutta in Chelmza teilgenommen.
Mit Gästeführerin Jana Peter- Kleemann bekam Jutta in Sangerhausen auch dieses Jahr ein Gesicht: Sie begleitete die interessierten Einwohner und Gäste auf Juttas Spuren durch die Stadt, und stellte sich mit ihrem Attribut, der Sonne, als Modell für den Malwettbewerb vor das Portal der Ulrichskirche. Grundschüler der Harzschule Hayn führten ein Theaterstück über Jutta auf.
Um ein Zeichen für den heute dringend notwendigen sozialen Frieden zu setzen, gab es auf dem Marktplatz vor der Jakobi-Kirche eine Jutta-Mittagstafel. Nach einer Tischrede von Eberhard Grüneberg, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes in Mitteldeutschland, nutzten geladene Gäste, aber auch Passanten die Möglichkeit zum gemeinsamen Essen der Erbsensuppe. Organisiert wurde dieser besondere Mittagstisch von der Sangerhäuser Tafel. "Es ist ein Zeichen der Hoffnung: Wer miteinander am Tisch sitzt und gemeinsam isst, der redet auch miteinander", sagte Grüneberg. "Wir haben nur dann eine Zukunft, wenn keiner ausgegrenzt ist." Das Miteinander fand seine Fortsetzung mit einer regen Gesprächsrunde mit den polnischen Teilnehmern über ihre Vorstellungen von Europa.
Übrigens gibt es in der Stadt Sangerhausen derzeit 86 Mädchen und Frauen, die den Namen Juttas tragen. Sie alle wurden persönlich vom Jutta-Arbeitskreis zu den Festveranstaltungen eingeladen.
Biografisches
Das Leben der Jutta von Sangerhausen
Jutta wird um 1200 in Sangerhausen geboren. Sie stirbt 1260 in Kulmsee (Chelmza in Polen).
Heirat mit Freiherr Johannes Konopacki von Bielczna, mehrere Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes, der möglicherweise bei einem Kreuzzug stirbt, lebt Jutta im Umfeld der Ulrichkirche von Sangerhausen und widmet sich der Krankenpflege nach dem Vorbild Elisabeths von Thüringen. Sie hat zu Mechthild von Magdeburg Kontakt.
Jutta führt ein Leben in der Nachfolge Christi in evangeliumsgemäßer Armut, jedoch ohne Ordensfrau zu werden
1256 geht sie mit ihrem Verwandten Anno von Sangerhausen, dem Hochmeister des Deutschen Ordens, in das Deutschordensgebiet von Kulmsee.
Jutta lässt sich dort im Ort Bildschön (heute Bielczyny) als Einsiedlerin nieder.
Am Dom von Kulmsee trifft sie auf ihren Förderer und Beichtvater Johannes Lobedau. Dessen Nachfolger, der Dominikaner- Provinzial Heidenreich von Kulm (zuvor Erzbischof von Armagh in Irland) lässt Jutta auf ihren Wunsch hin in Kulmsee bestatten.
Das Verfahren der Heiligsprechung durch den Ortsbischof wird bereits 15 Jahre nach ihrem Tod durchgeführt, zur Heiligsprechung kommt es aber nicht, deshalb gilt Jutta als selig. Der 5. Mai ist ihr Gedenktag.
Als 1637 ihre Gebeine erhoben werden sollen, sind sie verschollen. Die Jutta-Kapelle aber ist bis heute erhalten.
Der Ort Bildschön wird bald schon Ziel von Wallfahrern.
Von Steffi Rohland/tdh