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Einen Gott der Freude bezeugen

Schirgiswalder Fronleichnamsprozession Tradition besteht seit mindestens 310 Jahren

Schirgiswalde. Seit 310 Jahren gibt es in der Schirgiswalder Pfarrei Mariä Himmelfahrt nachweislich Fronleichnamsprozessionen. Rund 1200 Katholiken aus der Kleinstadt und umliegenden Ortschaften waren vergangenen Sonntag mit dabei.

Im Pius-Park setzt sich die Schirgiswalder Fronleichnamsprozession nach der heiligen Messe in Bewegung. Der Tradition gemäß haben die diesjährigen Erstkommunionkinder dazu noch einmal ihre Festkeider angezogen.

Auch in Zeiten politischen Drucks haben sich die Schirgiswalder nie von ihrer Fronleichnamsprozession abhalten lassen, weiß Pfarrchronist und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Konrad Thomas. Nur das Wetter hat hin und wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, zuletzt 1981.

Auch wenn die Teilnehmerzahlen seit den 50er Jahren erheblich zurückgegangen sind - damals kamen mehrere tausend Gläubige nach Schirgiswalde - und der Schmuck der Altäre seit dieser Zeit erheblich nüchterner wurde: Manche Fronleichnamstradition, die andernorts längst abgeschafft wurde, wird in Schirgiswalde bis heute hochgehalten: Baldachin, Fahnen, Blasorchester, vier Altäre, für deren Blumenschmuck verschiedene Gruppen der Gemeinde verantwortlich sind, Erstkommunionkinder in Festkleidern, Blumen streuende Mädchen - all das fand man auch zum Fronleichnamsfest 2008 noch in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt.

Bischof Joachim Reinelt, der - wie zuletzt 1990 - an der Feier teilnahm, legte den katholischen Christen nahe, an den Traditionen festzuhalten, sie aber auch immer wieder neu mit Leben zu erfüllen und sich ihren Sinn vor Augen zu führen. In seiner Predigt rief er dazu auf, sich die Größe des Geschenks bewusst zu machen, das Christus der Menschheit in der Eucharistie mache. "Wer begreift denn eigentlich, dass Gott sich uns wirklich schenkt, dass er bei uns ist und dass wir ihm im Bruder und in der Schwester fi nden können?"

Wer Christus nicht erwarte, der werde ihn nur schwer erkennen, sagte der Dresdner Bischof und schmückte diese Aussage mit einer Anekdote um Papst Johannes Paul II. Der sei in den Jahren nach seiner Papstwahl mehrfach unerkannt in den italienischen Bergen Ski gelaufen. Da seine Ausfl üge nicht in der Presse angekündigt waren, habe niemand damit gerechnet, dass der Herr im Skianzug, der sich da in die Warteschlangen am Lift einreihte, der Papst sein könnte.

"Wir tragen keinen traurigen Gott in die Welt", rief Bischof Reinelt der Festgemeinde im Pius- Park in Erinnerung. Dass Gott Freude an den Menschen habe, sei an vielen Stellen der Bibel zu lesen. Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart spreche sogar von einem "lachenden Gott".

Zeugnis von ihrem persönlichen Verhältnis zu Christus gaben die Jugendlichen, die einen Fronleichnamsaltar zum Thema "Christus - das Brot" gestaltet hatten. In den Gebeten und Liedern, die sie dort vortrugen, brachten sie ihre Liebe zu Gott, aber auch manche Frage und Sorge zum Ausdruck.

Von Dorothee Wanzek

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