Zeitzeugen kommen zu Wort
Neben allgemeinen Informationen und Hintergründen kommen vor allem Zeitzeugen zu Wort, die berichten, wie sie die Tage damals erlebt haben. Dabei sind auch drei Katholiken: der Oratorianer Clemens Rosner (damals katholischer Studentenpfarrer), Christoph Tannert (heute Bioethiker in Berlin, damals Sprecher der Katholischen Studentengemeinde) und Kurt Grahl (Kantor der Propstei-Gemeinde in Leipzig), der damals seine ersten kirchenmusikalischen Schritte bei Georg Trexler ging. Gezeigt werden neben den Zeitzeugen-Aussagen Bilder und Dokumente zu den Ereignissen rund um den 30. Mai 1968 in Leipzig.
Eines der interessanten Dokumente ist dabei die Kopie eines Notenblattes von Kurt Grahl mit Bachs C-Dur-Toccata. Grahl war der letzte Organist, der an der Orgel der Unikirche spielte, bis ihn Stasi und Abbruchleitung mitten im Spiel von der Orgelbank verwiesen. An die Worte, die dabei gesprochen wurden, kann Grahl sich noch genau erinnern: "Wenn diese Kirche verschwunden ist, dann bauen wir eine Stätte des Humanismus und der Menschlichkeit." Den letzten Ton, den Grahl von Bachs Toccata gespielt hat, hat er auf dem Notenblatt mit einem Kreis gekennzeichnet. Wenn er heute auf den Mai 1968 zurückblickt, fällt die Bilanz durchaus nachdenklich aus: "Was Zivilcourage angeht - das ist die Frage. Hatte man die damals?" Man habe keinen Sitzstreik gemacht. "So mutig waren wir nicht. Es war eher ein stummer Protest." Man habe an der Orgel gespielt mit der Stasi im Rücken und sei jeden Tag zur Unikirche gegangen, um diesen Protest auszudrücken.
Ausstellung bis 19. Juni
Montag bis Donnerstag 7 bis 18 Uhr und Freitag
7 bis 15 Uhr geöffnet.