Die Antenne auf Gott ausrichten
Am Sonntag fand in Mengelsdorf der Dekanatstag des Dekanates Görlitz-Wittichenau statt
Die Uniformierten der Bundespolizei, die an der Bundesstraße 6 in Markersdorf standen, kamen am Sonntag kaum aus dem Staunen heraus. Viele Radfahrer verließen am frühen Morgen die Stadt Görlitz gen Westen, unter ihnen, mit wehenden Kleidern Ordensschwestern vom heiligen Karl Borromäus, aus dem Malteserkrankenhaus St. Carolus. Die Wittichenauer, vom anderen Ende des Jahres 2004 neu gegründeten, vergrößerten Dekanates hatten den weitaus längeren Weg. Sie kamen darum zumeist motorisiert zum Dekanatstag nach Mengelsdorf. Etwa 800 Gläubige aus den 14 Gemeinden des Dekanates Görlitz-Wittichenau versammelten sich im schönen Schlossgarten zum Gottesdienst unter einem strahlenden sonnigen Sommerhimmel. Hinter dem Altar war ein dreidimensionales Christussymbol aus Metalldraht angebracht, das eindrucksvoll die Worte Jesu darstellt: "Ich bin der Leib, ihr seid die Glieder." Schon vor über 30 Jahren hatten Konrad Brendler und Walter Schmolke dieses Werk in einer Reichenbacher Werkstatt hergestellt. Sie waren dort vom Bürgermeister erwischt worden, der wissen wollte, was sie da bauen. Mit der Antwort, "eine West- Antenne" gab er sich zufrieden. Christus, als Empfänger von Gott und Sender zu uns Menschen - Christus als Antenne, von dem die Aufforderung ausgeht "Folge mir nach!" ist bedenkenswert.
Bischof Konrad Zdarsa lud in seiner Predigt zu einer "Reise" nach Rom, in die Kirche des heiligen Ludwig, ein, um dort Gemälde von Michelangelo zu "besichtigen". Eines beeindruckte besonders, das Bild von der Berufung des Levi - des Matthäus. Christus, der sich bereits zum Weggehen wendet, weist von sich weg und zeigt auf Petrus "und es sieht so aus, als ob Petrus den Levi ruft." "Jesus hat auf uns gezeigt in der Taufe und Firmung und jeden von uns aufgefordert: Folge mir nach!" Wir können bei dieser Nachfolge sicher sein, so der Bischof, "Jesus ist bei uns bis zum Ziel der Welt". In einem Grußwort am Ende der heiligen Messe rief der Bürgermeister von Reichenbach, Andreas Böer, gleichzeitig als Präses der evangelischen Landessynode die Christen dazu auf "nicht über den Werteverfall zu klagen, sondern Salz der Erde zu sein. Wir sollen uns nicht in der Welt assimilieren, sondern zeigen, wo wir stehen." Nach dem Gottesdienst hatten die Gäste die Möglichkeit, an Führungen durch das Schloss teilzunehmen, sich über Hildegard Burjan und ihr Werk, die "Caritas Socialis", zu informieren oder es sich bei reichlichem Essen und Trinken in der Gemeinschaft gut gehen lassen.
Eine schönere Kulisse als das Schloss und den Park konnte es kaum geben für das Märchen vom König Drosselbart. Die Wittichenauer bauten nicht nur in Windeseile die Kulissen auf und mehrfach um, sondern verzauberten mit diesem musikalischen Stück die Gäste. Winfried Uhlig, der das Stück arrangierte und leitete, hatte es bereits vor zehn Jahren mit denselben Schauspielern uraufgeführt. Die Texte hätten zum Thema des Tages kaum treffender passen können. Während die Prinzessin meinte: "Es muss ein Mann von Welt sein, im Portemonaie muss viel Geld sein," wollte der ebenso materiell eingestellte König den "Wirt gern als Schwiegersohn und einen Zapfhahn neben dem Thron". Viele Unannehmlichkeiten musste das verwöhnte Ding erdulden, nachdem sie die Freier abgelehnt hatte und den Bettler zum Mann nehmen musste. Die Prinzessin erreichte, nach vielem Elend und dem Seufzer: "Ach, wie ist das Leben hart, hätt ich nur genommen, den König Drosselbart", wie es sich für ein Märchen geziemt, dennoch am Schluss dieses Ziel.
Die Abschlussandacht wurde vom Mädchenchor aus Wittichenau, unter der Leitung von Christina Kral und der Organistin Jenny Pohl, würdevoll umrahmt.