Zukunft trifft Vergangenheit
Salzwedel: 5. Altmärkischer Ökumenischer Kirchentag beim 28. Internationalen Hansetag
Nicht zuletzt beim großen ökumenischen Gottesdienst am Sonntag in der evangelischen St.-Marien- Kirche wurde dieses Motto greifbar. Denn die versammelte Gemeinde begegnete in der gerade erst frisch sanierten alten Kirche dem alten und doch immer jungen Evangelium, wie es Jugendliche in einem Anspiel präsentierten. Bischof Gerhard Feige verdeutlichte in seiner Predigt, wie wichtig eigene Wurzeln sind, um eine Zukunftsperspektive zu haben. Dies gelte auch für die Gesellschaft als ganze: "Eine Gesellschaft, die ihre Vergangenheit vergisst, verfälscht oder überbetont, wird krank, immer leichter manipulierbar und letztlich unfähig, sich zukunftsträchtig zu erneuern", so der Bischof.
Christen müssten bei der Frage nach den Wurzeln bis in die Geschichte des Volkes Israel zurückschauen, zumal "ohne das jüdisch-christliche Erbe unsere europäische Kultur gar nicht denkbar" ist. Denn auch Christus selbst habe am "sehr realistischen Lebensbild der Bibel" und der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen angeknüpft.
Im Gottesdienst war auch der 28. Internationale Hansetag präsent: Weil sich auch im Baltikum und in Russland alte Hansestädte befinden und Nowgorod den 29. Internationalen Hansetag 2009 ausrichten wird, nahm in Vertretung von Erzbischof Feofan von der Berliner Diözese der Russisch- Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats Erzpriester Boris Ustimenko aktiv an der Gestaltung des Gottesdienstes teil. Musikalisch wurde die Stunde des Gebets von Posaunenchören der Altmark und einem Auswahlchor geprägt.
"Zukunft trifft Vergangenheit - Erinnerung stiftet Leben" - dieses Motto konnte man auch über eine Podiumsdiskussion in der katholischen St.-Lorenz-Kirche zum Thema "Europa wird östlicher?" schreiben. So erinnerte der Vormann der Hanse und Oberbürgermeister von Lübeck, Bernd Sachse, daran, dass die vor rund 800 Jahren gegründete Hanse "ein Vorläufer" der heutigen Europäischen Union war.
Für Wirtschaftsminister Reiner Haseloff bietet die Vernetzung vom Atlantik bis zum Pazifik Chancen, angesichts der Globalisierung gegenüber Asien und Nordamerika bestehen zu können.
Diskutiert wurde auch über die Wanderungsbewegung vor allem von Ost nach West, auf die etwa Bischof Axel Noack hinwies. Es sei Aufgabe von Kirche und Politik, so Hanse-Vormann Sachse, diesen Prozess zu moderieren. Bischof Feige betonte, es komme jenseits aller wirtschaftlichen Fragen darauf an, dass es gute kulturelle, religiöse und menschliche Brücken zwischen den Völkern Europas gibt. Den Kirchen und der Hanse kämen da wichtige Aufgaben zu.
Der Bürgermeister von Nowgorod, Jurij Bobryschef, lud die Hanse-Vertreter ein, 2009 in seine Stadt zu kommen.
Von Eckhard Pohl