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Im Herzen der Demokratie

Das Bistum Erfurt machte mit beim Tag der offenen Tür im Landtag des Freistaates Thüringen

Erfurt. Zum Tag der offenen Tür im Thüringer Landtag am 14. Juni präsentierten sich den mehr als 10 000 Besuchern nicht nur die Parteien, sondern auch über 140 Aussteller aus allen gesellschaftlichen Bereichen des Freistaats, darunter die Kirchen.

Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski hatte die Bürger in den Thüringer Landtag eingeladen

Es ist "das politische Zentrum unseres Freistaats", "hier schlägt das Herz unserer Demokratie". Mit diesen Worten hatte Dagmar Schipanski als Präsidentin des Thüringer Landtags in einem Informationsheft die Besucher an ihren Arbeitsort eingeladen - und sie kamen sehr zahlreich. Natürlich war die Politikerin dann eine der gefragtesten Gesprächspersonen an diesem Tag und während ihres eng gesteckten Stations- und Terminmarathons dankbar für einige Momente der Ruhe. Die evangelische und katholische Kirche gaben ihr, wie auch jedem Besucher, die Gelegenheit dazu im "Raum der Stille", wo sonst vor jeder Plenarsitzung eine Andacht stattfindet.

Doch für Schipanski war es trotz allem ein Termin. Die Landtagspräsidentin und später ihre beiden Stellvertreterinnen lasen je eine Andacht zum Thema "Frauen in der Politik über Frauen in der Bibel". Dagmar Schipanski sprach dabei über das Magnificat, Marias Lobgesang (Lukas 1, 46-55). Dies sei "ein großes Lied für Christen" oder mit den Worten Martin Luthers "ein geistliches, reines und heilsames Lied", zitierte die Politikerin den Reformator. So wie Gott Maria für sein Kind ausgewählt habe, gehe es ihr in der Politik darum, sich denen zu widmen, die arm sind.

"Soziale Verantwortung ist die Kernbotschaft der Bibel", so Schipanski. "Wer Gott im Herzen trägt, wird sich nicht als etwas Besseres fühlen", sagte die Professorin für Physik und sprach von einer "Einfachheit Marias, die ansteckend wirkt". "Bescheidenheit, Zuhören und Helfen. Das verstehe ich unter moderner Demut", spannte Dagmar Schipanski den Bogen in die heutige Zeit.

Während die Politikerin nach ihrer Rede schließlich noch ein paar Minuten der Ruhe genießen konnte, war Ruhe oder gar Stille jenseits dieses Raumes im und um den Landtag herum ein Fremdwort: Unterhaltungsangebote auf verschiedenen Bühnen, Talkrunden mit Politikern, Musik, Spiele und daneben über 140 Informationsstände von Parteien, Verbänden, Vereinen, Landkreisen. Um den Stand des Bistums Erfurt präsentierten sich vor allem Schulen wie die Berufsbildende Schule "Bergschule St. Elisabeth" in Heiligenstadt, die Förderberufsschule "Adolph Kolping" in Erfurt sowie die des Bildungszentrums der Katholischen Arbeitnehmerbewegung in Menteroda.

Sie nutzten dabei einerseits die Möglichkeit, auf ihre Bildungsangebote aufmerksam zu machen, andererseits um mit den Politikern ins Gespräch zu kommen. Die Finanzierung der Schulen stehe an oberster Stelle, bestätigten die drei Schulleiter einmütig die Problematik, die bereits im vergangenen Jahr heftig diskutiert und abgeschlossen wurde. Darüber hinaus fehle es an Sozialpädagogen, kritisierte Manfred Neitemeier. "Das habe ich heute auch dem Kultusminister gesagt", so der stellvertretende Kolping-Schulleiter. Die Antwort sei wenig überraschend gewesen, nämlich eine Frage der Finanzierung. Für Neitemeier dagegen ist es eine Frage der Zeit, da ein gesetzlicher Anspruch auf Sozialpädagogen bestehe. Im Herzen der Demokratie wird darüber noch eine Entscheidung zu treffen sein, denn beim nächsten Tag der offenen Tür sind sicher schon wieder andere Probleme im Gespräch.

Von Uwe Naumann

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