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Mal etwas nicht für sich behalten können

Zum Paulusjahr

Im Paulusjahr sollten Christen mal etwas nicht für sich behalten können -- das Geheimnis ihres Glaubens, meint Guido Erbrich aus Bautzen.

62 Sänger gastierten mit Siegfried Fietz in Großschönau und Görlitz.

Als Kind war ich stolz, dass wir Christen ein Geheimnis haben. In jedem Gottesdienst wird es verraten: "Geheimnis des Glaubens: Deinen Tod, oh Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir". "Toll", dachte ich mir, "ein Geheimnis nur für uns, wie die Schatzkarte von Kapitän Flint aus der Schatzinsel. Wir sollten aufpassen, dass es nicht in die falschen Hände gerät."

Eines Tages brachte meine große Schwester ihre Schulfreundin mit in die Sonntagsmesse. Ute war nicht getauft und ich war gespannt, ob der Pfarrer sie rausschicken wird, wenn wir von unserem Geheimnis erzählen. Oder ob er diesmal nichts verrät?

Pustekuchen, natürlich wurde das Geheimnis verraten und Ute saß dabei und hörte einfach mit zu. Ich war enttäuscht! Was ist ein Geheimnis denn wert, wenn wir es nicht einmal für uns behalten können?

Manchmal glaube ich, dass es uns Christen auch heute oft so geht, wir mir damals. "Am besten, wir behalten unser Geheimnis für uns, vergewissern uns ab und an, dass wir es noch haben und halten uns ansonsten bedeckt."

Dabei meint das Geheimnis des Glaubens das ganze Gegenteil: "Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit."

Starke Worte, die nichts verstecken wollen, sondern raus in die Öffentlichkeit drängen. Verkünden müssen wir Tod und Auferstehung doch niemandem, der es schon weiß.

Verkündigen heißt, auf die anderen zugehen, genau denen das Geheimnis verraten, die es noch nicht kennen. Die finde ich überall, aber irgendwie gehört es zu diesem Geheimnis, dass es gar nicht so leicht unter die Leute zu bringen ist.

Wie kann ich diese frohe "Gar-nicht-so-geheime-Botschaft" heute modern sagen? Denn nur bei meinen ungläubigen Zeitgenossen zu klingeln, zu verkünden dass Jesus lebt und wiederkommen wird und darauf zu hoffen, dass sie ab jetzt Sonntag für Sonntag in die Kirche gehen, setzt ein unerschütterliches Maß an Glauben voraus. Vor dem hebt selbst der Herr wahrscheinlich hilflos seine Arme.

Einfacher ist es da schon, in unserem Leben zu zeigen, dass Gott etwas mit uns gemacht hat. Dass dieses Geheimnis unser Leben verändert. Dass wir hoffen, glauben und lieben können; unsere Nächsten nicht aus dem Blick verlieren und offen sind für Menschen, die nicht so einen Glauben haben wie wir.

Natürlich sollen und dürfen wir von Gott sprechen, aber wir sollten bezeugen, was das Geheimnis Gottes mit uns macht. Dieses Geheimnis sollten wir nicht für uns behalten.

Ein Anstoß ist: Wir könnten es ja zur Probe einmal mit den Menschen am Rande unserer Gemeinden versuchen. Mit denen, die neu dazukommen, die niemanden kennen, oder die vielleicht gerade dabei sind, sich aus der Gemeinde zu verabschieden.

Lernen wir einen neuen Blick. Den Blick der "Geheimnisausteiler", die sicher in vielem verschieden sind, aber einen Weg verheißen bekommen haben, auf den sehr viele passen.

Wenn das klappt, können wir es etwas mutiger auch bei den anderen wagen. Behalten wir das Geheimnis nicht für uns. Dann kann das Paulusjahr beginnen.

Guido Erbrich,
Bischof-Benno-Haus Schmochtitz Bautzen

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