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Heranwachsende ernst nehmen

Ehrenamtliche der Caritas kamen in Gera zum jährlichen Helfertag zusammen

Gera. Ganz im Zeichen des Caritas-Jahresthemas "Achten statt Ächten" stand am 21. Juni der Helfertag für ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas in Gera.

Mit der Lebenswelt von Jugendlichen setzten sich ehrenamtliche Caritasmitarbeiter aus dem Dekanat Gera auseinander

Mandy Kraft freut sich, dass so viele gekommen sind. Mehr als 30 Frauen und Männer aus den Caritas- Helferkreisen des Dekanates Gera feiern zusammen Gottesdienst, treffen sich anschließend zu Gespräch und Begegnung und hören Vorträge. Mandy Kraft arbeitet zurzeit ehrenamtlich für die Caritas in Altenburg und hilft bei der Organisation des Tages. Später möchte die gelernte Bürokraft gern mit Jugendlichen arbeiten. "Ich sehe, wie viele Jugendliche keine Perspektive sehen und Hilfe brauchen."

Um junge Menschen, die benachteiligt sind und in ihrem Leben oft keine Chance haben, geht es auch inhaltlich beim Helfertag. "Helden des Alltags sind Jugendliche, die sich 1000 mal beworben haben und trotzdem nicht aufgeben", stellt Claudia Kirtzel, zuständig für die Gemeindecaritas im Dekanat Gera, das Jahresthema vor. Das will auf benachteiligte Jugendliche besonders aufmerksam machen. Benachteiligung bedeute aber nicht nur materielle Not, betonte der Geschäftsführer des Caritasverbandes für Ostthüringen, Andreas Zube. Das heißt auch, am Rande zu stehen und gesellschaftlich ausgegrenzt zu sein. Eine Bestandsaufnahme der Familie nimmt die Psychotherapeutin Katrin Neefe vor. In vielen Familien gebe es ein Wertevakuum. Besonders im Osten seien die alten Werte und Maßstäbe zusammengebrochen, ohne dass neue an ihre Stelle getreten seien. "Die Defizite bei Jugendlichen sind nur durch ihre Entwicklung zu erklären". Wichtig sei es heute, dass man die Eltern mit ihren Problemen nicht allein lasse. Katrin Neefe fordert deshalb gesellschaftliche Anstrengungen zur Bildung von Netzwerken, um gerade jungen Eltern Hilfe und Unterstützung zu bieten. Zudem reichen die politischen Rahmenbedingungen nicht aus. Frau Neefe: "Die meisten Jugendlichen wollen selbst eine Familie gründen." Sie merkten aber, dass die traditionellen Vorstellungen von der Familie zum Beispiel mit den Erfordernissen der modernen Arbeitswelt nicht übereinstimmen.

Auch André Werner vom Verein "Schlupfwinkel und Sorgentelefon Gera" betont, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen. "Schulschwänzer werden nicht geboren", ist die Erfahrung des Sozialarbeiters, der besonders mit dieser Gruppe arbeitet. Es seien nicht nur "Null-Bock-Stimmungen", die zu einem solchen Fehlverhalten führen. Vielmehr handele es sich um ein komplexes System von sozialen Bedingungen. "Hier sind Eltern, Schüler, Lehrer gleichermaßen gefragt".

Mandy Kraft und die anderen ehrenamtlichen Helfer der Caritas haben an diesem Tag viel erfahren über jene Jugendlichen, die oft allzu schnell verurteilt werden. Aufgabe der Caritas aber sei es, so Andreas Zube, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie vor allem "als Menschen ernst zu nehmen". Jugendliche bräuchten wieder eine Perspektive in dieser Gesellschaft.

Von Andreas Schuppert

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