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Die Mechthilds von heute

Theologie, Mystik und Kunst als Hilfe für Seelsorger - Künstlerin bereitet pastorale Tagung vor

Wer sich der Kunst von Benita Joswig nähern will, muss sich ein bisschen anstrengen. Etwa auf Zehenspitzen so lange vor einer Glastür hin und her wanken, bis das einfallende Licht die in Farbe geritzten Wörter lesbar macht. Oder sich tief bücken, um mit der Malerei auf Augenhöhe zu sein.

Benita Joswig ist evangelische Theologin und Künstlerin. Zum Ende der Tagung

Die Heidelberger Künstlerin und evangelische Theologin Benita Joswig hat das Magdeburger Roncalli- Haus für das Wochenende vom 4. bis 6. Juli vorbereitet und Glasfl ächen mit einer Art Wasserfarbe bemalt. Die dann stattfi ndende Tagung "Gottesferne - ganz nah" wählt den Schritt über Kunst, Mystik und Theologie, um in der Seelsorge Tätigen neue Impulse für die Praxis zu geben.

Wieder einmal stand die Mystikerin Mechthild von Magdeburg Patin für die Inhalte - auch weil sich Seelsorger heute ebenso mit der Not der Menschen konfrontieren wie Mechthild im Mittelalter. Für beide Zeitalter gilt der Widerspruch: Dort, wo Gott fern ist, ist er ganz nah. "Menschen in Armut und Einsamkeit erfahren Gottesnähe durch diakonische und pastorale Helfer", sagt Maria Faber, Leiterin der Familienpastoral im Bischöfl ichen Ordinariat und Organisatorin der Tagung. "Aber indem wir überhaupt wahrnehmen, dass Gott fern ist, merken wir, dass er da ist." Davon werden auf der Tagung sowohl eine missionsärztliche Schwester aus Berlin als auch verschiedene Theologen berichten. Künstlerinnen wie Benita Joswig stellen ihre Arbeit vor.

Joswig gibt dem Treffen mit ihren Glasbildern den passenden Anstrich. Botschaften Mechthilds, die im 13. Jahrhundert in Magdeburg und Umgebung wirkte, ritzte die Künstlerin auf Farbfl ächen in den Grundtönen Gelb, Blau und Rot. Für Benita Joswig war es nicht immer einfach, Mechthilds Gebete und Botschaften umzusetzen. "Sie hat mich sehr herausgefordert", sagt die 43-Jährige. "Dabei gibt sie ganz klare Anweisungen für das Leben, doch sie zweifelt immer wieder an sich als Schriftstellerin und Theologin." Es habe ihr viel geholfen, Mechthilds Visionen nicht als "etwas von oben" zu betrachten: "Mechthild hat einfach hingesehen und geguckt, was um sie herum los ist, sie erlebte Gottesferne in der Armut, der Pest und in der Kirchenleitung", sagt Benita Joswig.

Für die Tagung Anfang Juli sind noch wenige Plätze frei (Tel. 03 91/ 5 96 11 96). Er ist die einzige theologische Tagung in Magdeburg zu den Botschaften Mechthilds. Das Gedenkjahr, das im August endet, zeigt bereits Erfolge: "Mechthild war in der Stadtöffentlichkeit vorher nicht bekannt, aber das ist sie jetzt", sagt Maria Faber vom Ordinariat. "Leider haben wir es aber nicht geschafft, die Diskussion anzuregen, warum die frei denkende Theologin Mechthild nicht heilig gesprochen wurde."

Von Katharina Handy

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