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Keinen unerleuchteten Eifer an den Tag legen

Mit Herausforderungen richtig umgehen

In Zeiten von persönlichen Herausforderungen heißt es: Erst denken, dann handeln, meint Schwester Susanne Schneider von der Kontakstelle Orientierung in Leipzig.

Sr. Susanne Schneider

Kürzlich war ich im Gespräch mit einer Frau, die vor einer großen Prüfung stand. Sie war schon einmal durchgefallen und dementsprechend groß war der Druck, es diesmal zu schaffen. Die Frau war völlig außer sich vor Panik. So war sie kaum in der Lage, ihren Alltag, der ihr genug Zeit zur Vorbereitung geboten hätte, zu organisieren. Als Aufgabe für die kommenden Wochen und Monate stellte sich heraus: einerseits mit dem Lernen rechtzeitig anzufangen und andererseits in den Wochen unmittelbar vor der Prüfung ein straffes Lernprogramm mit einem ebenso effektiven Erholungsprogramm zu verbinden.

Sie erzählte von Kolleginnen, die wegen der Prüfung sämtliche Sozialkontakte abgebrochen hatten. Doch diese Maßnahme erwies sich als zu radikal und hatte zur Folge, dass der Ausgleich ausblieb. Die Kolleginnen versauerten vor dem Fernseher und wurden immer unzufriedener. So war kein Ausspannen und Relaxen möglich und die Motivation, weiterhin viel zu lernen, ließ nach.

Andere waren übereifrig in dem Sinn, dass sie ihre Hobbys vernachlässigten. Eine beschloss, keinen Sport mehr zu treiben. So ging sie nicht mehr zwei bis drei mal in der Woche tanzen. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie dick und träge, weil sie beim Lernen dauernd Süßigkeiten aß. Die Folge war auch hier, dass die Motivation ab- und der Frust zunahm.

So erlebe ich immer wieder Menschen, die im Eifer (des Gefechts) übertreiben. Statt klug abzuwägen und zu unterscheiden, möchten sie alles, investieren viel Energie in die falschen Aufgaben und wundern sich, wenn sie nicht vom Fleck kommen. Oft sind es Frauen, die des Guten zu viel tun, während Männer in diesem Punkt wohl eher zu Trägheit oder Resignation neigen - was auch nicht besser ist, aber ein anderes Problem.

Das Sprichwort "erst denken und dann handeln" ist wohl für solche Fälle konstruiert. Unerleuchteter Eifer und kopfloser Aktionismus schadet nur. Deshalb rät die christliche Tradition, man solle vor einer Tat denken und beten. Und dies nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch aus psychologischen, um sich selbst seiner Ziele ganz klar zu werden und Ziele und Mittel unterscheiden zu lernen.

Es kann entlastend und trotzdem zielführend sein, sich die entsprechende Ruhe zu gönnen. Eine Promoventin erzählte mir kürzlich, sie habe in einer durch Krankheit erzwungenen Arbeitspause so viele kreative Kräfte in sich gespürt, wie vorher in vielen Monaten nicht, und habe durch diese Pause neue Arbeitsmotivation und Arbeitsfreude erhalten.

Sr. Susanne Schneider,
Missionarinnen Christi,
Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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