Kraft schöpfen für den Alltag
Religiöse Woche für körperbehinderte Menschen: Besinnungstage, die Gemeinschaft schaffen
Die Seelsorge für behinderte Menschen nimmt im Bistum Erfurt einen hohen Stellenwert ein: Behindert sein heißt hier dabei zu bleiben. Daher bietet die Caritas unter anderem eine religiöse Woche für Körperbehinderte an, die jährlich stattfindet. So Ende Juni diesen Jahres in der Familien- und Bildungsstätte Uder bei Heiligenstadt. Das Motto "Du aber wähle das Leben" (Dtn 30.19) wurde von der Kranken- und Behindertenwallfahrt auf die gemeinsamen Tage übertragen und setzt diese gleichsam fort, berichtet Gerald Nolte vom Caritasverband. Nolte leitete zusammen mit Pfarrer Horst Mosebach aus Gernrode (Eichsfeld) die nunmehr 39. religiöse Woche in Uder.
Und Schwester Maria Elisabeth von den Heiligenstädter Schulschwestern (Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel) war aus Bestwig in Westfalen gekommen, um gemeinsam mit den Frauen und Männern zwei Tage der Woche am Thema orientiert zu arbeiten. Die gebürtiger Eichsfelderin riss die Teilnehmer mit, sei es beim Behindertentanz, beim Singen und durch zahlreiche Impulse, die im Alltag helfen, als Christ zu leben. Dabei ging es zum Beispiel um eine Rück- und Ausschau, die den Spuren Gottes im Leben jeder Teilnehmerin oder jedes Teilnehmers nachging. Ein weiteres in den Blick genommenes Bild war ein Labyrinth, mit dem die Höhen und Tiefen im Leben verdeutlicht wurden, Gott aber bleibt das Zentrum, er ist das Ziel, auf das hin die Menschen unterwegs sind.
Zu den Teilnehmern - die übrigens alle Alterstufen vereinten - gehörte Ines John aus Erfurt. "Ich fühle mich hier einfach sehr wohl. Es ist eine große Gemeinschaft untereinander, ich bin getragen und in den Gesprächen werden sehr tiefgründige Bereiche angesprochen", sagt sie. Erfahrungen, die Konstanze Schmidt teilen kann. Sie sagt: "Wir sind alle unterschiedlich unterwegs, aber immer in einer Richtung, in die der Gemeinschaft." Konstanze Schmidt ist sich sicher, dass jeder etwas mit nach Hause nehmen kann. Hinein in den eigenen Alltag, aber auch "hinein in die eigenen Ungewißheiten, die noch auf uns zu kommen."
Religiöse Wochen für Menschen mit Körperbehinderungen gibt es im Bereich des Bistums Erfurt seit 1964, damals fand eine erste Krankenwoche im Thomas-Morus- Haus Heiligenstadt statt, die von Bischof Hugo Aufderbeck ins Leben gerufen wurde. Das Thomas- Morus-Haus blieb bis 1990 der Ort des Treffens. In den folgenden zwei Jahren - 1991 und 1992 - hingegen musste die religiöse Woche wegen des Umbaus der verschiedenen Häuser, Umstrukturierung und Helfermangel leider entfallen. Vom 4. bis 11. Juni 1993 fand dann schließlich die erste Woche in der Landvolkshochschule Uder statt, die als Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld bis heute Gastgeber der Körperbehinderten ist.
Gerald Nolte berichtet, dass sich neben der thematischen Arbeit zu Glaubensfragen und den Gottesdiensten jede Menge Kultur, Spiel und Spaß im Angebot der religiösen Woche findet. Darunter eine Fahrt nach Fulda und der Besuch von Bischof Joachim Wanke am Freitag. Insgesamt nutzten 34 Menschen mit Körperbehinderungen die Möglichkeit der Teilnahme.